Vielen Podologinnen und Podologen ist das Gefühl vertraut: Ein Patient, eine Kollegin, gute Freunde trinken. Nicht nur ab und zu mal, sondern in bedenklichem Maße. Wie kann man damit umgehen? Wie dem anderen helfen – wie sich selbst schützen?
Anregungen dazu gibt Problem: Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit (Stiftung Warentest, 2019 – EBook EUR 14,99, Buch 19,90). Der 176-seitige Ratgeber richtet sich nicht primär an die Patientinnen und Patienten, sondern an diejenigen, die sich um sie sorgen. Die Medizinjournalistin Dr. Christine Hutterer hat es zuerst für Angehörige geschrieben, Ehepartner, Geschwister oder Eltern zu Beispiel. Doch auch Freunde, Nachbarinnen, Kollegen finden wertvolle Anregungen für den Umgang mit der Erkrankung und den Erkrankten.
Entstanden in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtproblematik e.V., liefert der Ratgeber nicht nur relevante Zahlen, Fakten und Kontaktadressen, sondern zudem das Gefühl: Kein Angehöriger ist allein. In einem Land, in dem über 1,7 Millionen Menschen alkoholabhängig sind und weitere 1,6 Millionen mehr trinken, als ihr Körper dauerhaft gut aushält, hat jeder mit diesem Thema zu tun, bewusst oder unbewusst. Alkoholkrank werden übrigens oft besonders sensible, liebenswerte, offene Menschen – wer sie liebt, tut es also aus gutem Grunde und verdient Unterstützung in seinem Kampf gegen die Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit.
Kein Patentrezept, aber viele Handlungsoptionen
Dr. Christine Hutterer nimmt ihre Leserschaft virtuell bei der Hand, informiert über alle Aspekte der Erkrankung und über verbreitete Glaubenssätze und Verhaltensmuster der Betroffenen und Angehörigen. Sie lässt beide Seiten jeweils die eigene Geschichte erzählen, und nicht jede hat ein Happy End. Niemand, so die Kernbotschaft des Ratgebers, kann gegen den eigenen Willen zum Entzug und/oder zur Therapie gezwungen werden. Aber immerhin kann jede und jeder Angehörige etwas dafür tun, nicht selbst an der Krankheit des geliebten Menschen zu zerbrechen.
Hutterer stellt das CRAFT-Modell vor, das Angehörigen hilft, den eigenen Umgang mit der Sucht und dem alkoholkranken Menschen zu reflektieren. Die Leserinnen und Leser erkennen, wie sie mit angemessener Selbstfürsorge, dem Fokus auf einer guten Zukunft ohne die Sucht und bestimmtem Planen und Handeln sich selbst stärken und Patient oder Patientin zur Seite stehen können.
Das Besondere an Problem Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit ist, dass es Mut macht, ohne die Fakten zu schönen. Themen wie „Therapieverweigerung“, „Rückfälle“ und „kontrolliertes Trinken“ spielen durchaus eine Rolle. Manchmal ist für Partnerinnen und Partner auch die Trennung der einzige Weg, selbst gut weiterzuleben – das verschweigt dieser Ratgeber nicht. Viele Freundschaften, berufliche Kooperationen und Beziehungen sterben am Alkohol.
Doch insgesamt ist dieser Ratgeber ein Mutmachbuch. Für die meisten, zeigt er auf, gibt es eine Chance zum Ausstieg, zu dauerhaft mehr Gesundheit, Zufriedenheit und Lebensqualität. Apropos Qualität: Das Lesen ist eine Freude dank der lebendigen Sprache, ansprechenden Bebilderung und der Übersichtlichkeit. Daher eine klare Leseempfehlung für alle, die sich dem Thema aus allgemeinem Interesse widmen … und erst recht für jene, die nah dran sind an Menschen, die zu oft zu viel Alkohol trinken.
Problem: Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit.
Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde von Menschen mit Alkoholproblemen. Info zu Krankheit, Therapie und Hilfe für ein konfliktfreies Zusammenleben.
176 Seiten, Buch
Format: 16,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-747101-11-7
EUR 19,90, EBook: EUR 14,99
Beitragsbild: Michal Jarmoluk @ Pixabay