Leben retten, Füße retten – digital hilft

Leben retten, Füße retten – digital hilft

Deutsche Diabetes Gesellschaft informiert zu Chancen und Grenzen der Telemedizin in Corona-Zeiten

Stuttgart/Eisenach/Tübingen. – Ob die Corona-Pandemie ein Plus oder ein Minus an Fußamputationen mit sich gebracht hat, ist noch unklar, vermittelte die heutige Online-Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Doch die insgesamt schlechtere Versorgung der Patientinnen und Patienten sowie die Ängste, die viele von Arztpraxen und Kliniken fernhalten, bergen einige Gefahren, verdeutlichten Prof. Dr. Monika Kellerer (DDG-Präsidentin), Prof. Dr. Baptist Gallwitz (DDG-Pressesprecher) und Dr. Karin Schlecht (niedergelassene Diabetologin). In gewissem Rahmen kann die Telemedizin gegensteuern.

Wenn Angst den Fuß kostet

Dr. Karin Schlechts Praxis sitzt in Eisenach/Thüringen. Die Ärztin erwähnte eine positive Auswirkung der Ausgangsbeschränkungen auf ihre Patientinnen und Patienten mit diabetischem Fußsyndrom: „Ich habe den Eindruck, Läsionen sind besser geheilt als sonst, denn die Patienten haben ihre Füße nicht so belastet.“ Aber sicherlich müsse man da differenzieren. Prof. Dr. Kellerer, Ärztliche Direktorin des Zentrums für Innere Medizin I am Marienhospital in Stuttgart, nannte ein Gegenbeispiel. „Der Patient kam sehr, sehr spät, sein Knochen war aufs Schwerste angegriffen, darum musste amputiert werden“, berichtete sie und ergänzte: „Er äußerte die Sorge, sich in einer stationären Einrichtung mit dem Corona-Virus anzustecken“. Daher sei er so spät – zu spät – in die Klinik gekommen. Insgesamt seien in den letzten Monaten viele Patientinnen und Patienten erst mit ausgeprägten diabetischen Fußwunden und Stoffwechselentgleisungen vorstellig geworden.

Die Sorge vor einer Ansteckung im Krankenhaus ist inzwischen unberechtigt und muss Patientinnen und Patienten genommen werden. Das Risiko, sich etwa in einem Restaurant zu infizieren, liegt weitaus höher. „Die Praxen sind sehr gut gerüstet im Rahmen dieser Pandemie“, so die DDG-Präsidentin. Wenn Menschen mit Diabetes trotz Beschwerden zuhause bleiben – oder ihre Kontrolltermine ausfallen lassen – tragen sie ein erhöhtes Risiko, im Falle einer Ansteckung mit COVID-19 besonders schwer zu erkranken.

Neue Studien: Stoffwechsel stabil, COVID-19 besser überwunden

Kellerer zitierte die Kernergebnisse zweier neuer Untersuchungen: „Eine chinesische Studie mit fast 1000 COVID-19-Patienten mit Typ 2-Diabetes zeigte, dass Teilnehmer mit gut eingestelltem Blutzucker eine um 86 Prozent reduzierte Sterblichkeit hatten im Vergleich zu Patienten mit sehr schlecht eingestelltem Blutzucker (1)“, informierte sie. Eine englische Studie deute in dieselbe Richtung (2).

Blutzucker messen bei Diabetes
Blutzucker und COVID-19-Verlauf – es gibt wohl eine Verbindung. Foto: Tesa Robbins, Pixabay

„Telemedizin und Videosprechstunden können nicht dauerhaft den direkten Arztkontakt ersetzen, gerade wenn es um akute Komplikationen wie Infektionen oder Fußläsionen bei Diabetes oder um einen neu diagnostizierten und schwer entgleisten Diabetes geht“, empfahl Kellerer. In vielen anderen Fällen biete die Telemedizin jedoch attraktive diagnostische und Beratungsmöglichkeiten. Auch Zweitmeinungen können mit ihrer Hilfe eingeholt werden.

Dr. Karin Schlecht hob hervor, dass Patienten mit Diabetes sowieso schon von modernen Technologien profitieren – Stichworte: Insulinpumpen, kontinuierliche Glukosemessung. Die Telemedizin ist einfach zu nutzen, jeder mit Internetzugang und Smartphone oder Tablet kann sich stressfrei einwählen und daran teilhaben. Egal, wo er lebt, reist oder arbeitet, auch abends oder am Wochenende, selbst wenn er nicht mobil ist. Ob Videosprechstunde, Telemonitoring oder Telekonsile, alles ist auf diese Weise möglich. Gerade der Fuß ist sehr gut darstellbar. In Videokonferenzen kann auch die Wundmanagerin oder Podologin, die den Patienten behandelt, sich direkt mit einer Ärztin abstimmen oder Ärzte verschiedener Fachrichtungen tauschen sich zu einem Patienten aus.

„Wir können den Krankheitsverlauf gut beobachten, sehen, ob jemand erkältet ist und wir können Daten und Fotos austauschen“, lobte Schlecht. Daher solle die Telemedizin für Menschen mit Diabetes unbedingt weiter ausgebaut werden. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) gab es am 18. Mai 2020 bereits 25.000 Praxen in Deutschland, die Videosprechstunden anbieten.

Datenschutz muss gewährleistet sein

Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik IV der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hob weitere Möglichkeiten der Telemedizin hervor: Dadurch können durchgehend Patientenschulungen stattfinden, nur eben online. Digitale Patientenakten sorgen zudem für einen schnellen Überblick über den Verlauf einer Erkrankung und die Medikation. Gallwitz nannte konkrete Vorteile: „Auch in Notfallsituationen und bei einer Versorgung über mehrere ,Sektorengrenzen‘, zum Beispiel bei einer lückenlosen Versorgung vom Notarzteinsatz bis zur Krankenhausbehandlung und zurück zur Entlassung und hausärztlichen Versorgung können wichtige Daten und Befunde in Echtzeit an die nächsten Behandler in der Versorgungskette weitergeleitet und übertragen werden.“ Wenn die digitale Patientenakte schon vor dem Notfallpatienten im Krankenhaus eingetroffen ist, oder wenn der Hausarzt sofort bei der Entlassung aus der Klinik alle Daten und Fakten kennt, sparen alle wertvolle Zeit. Außerdem wird Missverständnissen vorgebeugt.

,,Datenschutz ist ganz, ganz wichtig, hier muss auch der Patient das Heft in der Hand haben“, räumte Gallwitz ein. ,,Er muss selbst in der Hand haben, welche Daten er zu Verfügung stellt und das muss auch flexibel und vom Patienten steuerbar bleiben.“ Für Datenbanken seien die Daten zudem zu anonymisieren.

Wird all das beachtet, zeigten die Experten sich einig, bietet die Telemedizin Menschen mit Diabetes und allen, die sich um sie kümmern, viele Vorteile. Das kann Füße und Menschenleben retten – auch weit über Corona-Zeiten hinaus.

Die zitierten Studien zu COVID-19 und Diabetes:

(1) Lihua Zhu et al., Association of Blood Glucose Control and Outcomes in patients with Covid-19 and Pre-existing Typ 2 Diabetes, Cell Metabolism 31, 1–10, June 2, 2020 https://www.cell.com/cell-metabolism/pdfExtended/S1550-4131(20)30238-2
(2) Williamson E. et al., factors associated with COVID-19-related hospital death in the linked electronic health records of 17 million adult NHS patients. PREPRINT https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.06.20092999v1

Buchtipp: Die Anti-Entzündungs-Strategie

Buchtipp: Die Anti-Entzündungs-Strategie

Wie Dr. Peter Niemann Appetit auf einen gesunden Lebensstil macht

Kann ein Lebensstil, der Entzündungen entgegenwirkt, viel mehr Menschen als bisher uralt werden lassen? Für Dr. med. Peter Niemann, Facharzt für Innere Medizin, Integrative Medizin und Geriatrie, spricht alles dafür: „Ich bin der felsenfesten Ansicht, dass jeder Mensch 100 Jahre alt werden und dabei gesund und glücklich bleiben kann“, schreibt er in seinem Buch. „Es gilt, Entzündungsvorgänge in seinem eigenen Körper zu verhindern und, wenn das nicht möglich ist, sie zumindest deutlich und nachhaltig zu verringern.“ Sein neuer Ratgeber Die Anti-Entzündungs-Strategie teilt den aktuellen Stand der Forschung mit einer Leserschaft, die ihre Chancen auf ein langes, gesundes Leben erhöhen möchte.

Dr. Peter Niemann

Die Botschaft: In jedem Alltag lässt sich einiges so umstellen, dass das Entzündungsrisiko sinkt und die Abwehrkräfte sich verbessern. Das schützt zwar nicht vor jeder Krankheit und auch nicht vor Unfall, Krieg oder Mord. Doch einen Versuch ist es wert – für mehr Vitalität auch im Hier und Jetzt.

Zu viel Computer – nein danke, Haustiere – ja bitte

Wer bei Entzündung sofort an Rötungen, Eiter, Schmerzen sowie chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1, Morbus Crohn oder rheumatoide Arthritis denkt, liegt richtig. Doch Entzündungen können auch still verlaufen, die Patienten „funktionieren“ im Alltag und man sieht ihnen nichts an. Wohlbefinden und Lebenserwartung sind auf die Dauer dennoch reduziert.

Dass bestimmte Nährstoffe und Ernährungsweisen Entzündungen triggern oder bremsen, hat sich inzwischen herumgesprochen. Peter Niemann beantwortet allgemeinverständlich und überzeugend tiefergehende Fragen wie: Welche Gewürze, Kräuter, Obst- und Gemüsesorten stärken den Körper? Weshalb sollten wir unseren Fleischkonsum senken und stattdessen mehr Fisch genießen? Wieso sind Knoblauch, Zwiebeln, Kaffee, Tee oder Honig wertvoll? Worin liegen die Vorteile selbst gekochter, frischer Mahlzeiten einerseits, die von BIO-Lebensmitteln andererseits?

Niemann geht jedoch noch viel weiter. Entzündungen, bekräftigt er, kommen auch durch Schlaf- und Bewegungsmangel, Leben mit Luftverschmutzung, Nikotin-, Zucker- und Alkoholkonsum, einem Übermaß an Arbeit und insgesamt zu viel Stress. Der Autor wirbt zudem für stabilisierende Gewohnheiten wie das Schlafen bei offenem Fenster, viel Zeit in freier Natur, eine gute Mundhygiene, Saunieren, Wechselduschen, das Aufstellen von Zimmerpflanzen und eine Reduktion der Zeit am Bildschirm. Dass Kuscheln mit geliebten Menschen oder Haustieren die Entzündungsneigung ebenfalls reduziert, ist eine weitere positive Botschaft seines Buchs.

Schritt für Schritt vitaler werden

Ein Ratgeber eines Arztes wäre nicht komplett ohne Fachinformationen über durch Entzündungen ausgelöste chronische Erkrankungen und entzündungshemmende Medikamente. Aber insgesamt geht es in „Die Anti-Entzündungs-Strategie“ eher ums Gesundbleiben.

Wer mit Kolleginnen, Patienten, Verwandten und Bekannten gern über ungünstige und gute Lebensgewohnheiten fachsimpelt und fundiertes Hintergrundwissen für seine Argumente sucht: Hier findet er sie. Wer den eigenen Lebensstil hinterfragen und vielleicht das eine oder andere ändern möchte, ist bei Niemann ebenfalls richtig. Patienten-Geschichten zeigen anschaulich, wie Männer und Frauen ihre eigene Anti-Entzündungs-Strategie implementiert haben und wie sich ihr Leben dadurch verbesserte.

Das Manko: Die Leserin, der Leser erkennt schnell, dass die perfekte Anti-Entzündungs-Strategie für die meisten von uns unmöglich umzusetzen ist. Wer hat schon beruflich und in der Liebe durchgehend Glück, arbeitet stets im richtigen Maße an einem Ort mit guter Luftqualität? Wer schläft stets genug, verzehrt täglich nur frisch Gekochtes, Gesundes und trainiert nie zu viel, nie zu wenig? Fest steht: Auch die genetisch bedingte Disposition für Erkrankungen lässt sich nicht ausschalten. Aber: Jeder kann an ein paar Stellschrauben drehen, um die Entzündungsrisiken zu vermindern, vermittelt Niemann. Viele Mosaiksteine des antientzündlichen Lebensstils sind zumindest einen Versuch wert.

Fazit: Ein lebendig geschriebener, vielseitiger Ratgeber für alle, die sich für Ernährung, Immunstärkung, gute Gewohnheiten einerseits, für komplette Anti-Entzündungs-Strategien andererseits interessieren. Voller Aha-Momente und praxistauglicher Anregungen für die eigene Lebensgestaltung sowie die Patientenberatung.

Dr. Peter Niemann: Die Anti-Entzündungs-Strategie, TRIAS Dezember 2019

EUR 19,99
168 S., 30 Abb., Broschiert (KB)
ISBN: 9783432110028

Auch als E-Book für EUR 15,99 erhältlich.

Expertinnen-Tipps gegen Corona-Panik

Expertinnen-Tipps gegen Corona-Panik

Prof. Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek erklärt innere Unruhe und Bedrohungsgefühle und verrät, was beide lindern kann

Heidelberg (pm). Hamsterkäufe, Schulschließungen, Angst, überhaupt noch einen Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen: Bei vielen Menschen ist die Panik ausgebrochen, dass sie sich mit dem Coronavirus anstecken könnten. Was nun hinzukommt, ist die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen und die Frage des Umgangs mit konkreten Alltagsherausforderungen. Eine Panikstörung im klinischen Sinne ist dies deshalb noch lange nicht, erklärt Prof. Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek von der SRH Hochschule Heidelberg. Im Interview beschreibt die Psychologin, wie man das aufkeimende Bedrohungsgefühl erklären und was man dagegen tun kann.

Prof. Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek

Woher kommt dieses Bedrohungsgefühl in Bezug auf unsere Gesundheit?

Prof. Dr. Nadia Sosnowsky-Waschek: Bei jedem Einkauf schätzen wir das Risiko ein, ob wir durch den Verzehr von Chips dick werden und gesundheitliche Schäden davontragen. Beim Autofahren entscheiden wir in Sekundenschnelle, ob wir es noch über die gelbe Ampel schaffen. Wie die Entscheidung ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab.  Zum einen davon, wie schwerwiegend wir die Folgen dieser Entscheidung für die Gesundheit einschätzen und wie wahrscheinlich es ist, dass wir diese Folgen überhaupt selbst tragen müssen. Verursacht die Packung Chips Diabetes und verkürzt sich dadurch die persönliche Lebenszeit? Bei vielen Alltagsentscheidungen wird das persönliche Gesundheitsrisiko eher als gering eingestuft. Also fahren wir über Gelb und legen die Chips in den Einkaufswagen. Solche Risikoabwägungen sind alltäglich, zugleich hocheffizient und für das Gehirn sehr energiesparend, weil sie uns vielfach das Leben erleichtern. Die Bewertung läuft nämlich oft ganz unbewusst, quasi automatisch.

Was ist bei der Bewertung des Coronavirus anders?

Im Falle des Coronavirus können wir nicht auf bewährte Alltagsroutinen zurückgreifen. Wir haben es mit der Bewertung eines Ereignisses zu tun, welches neu ist, im Vergleich zu vielen anderen Lebensrisiken selten auftritt und dessen potentielle gesundheitlichen Folgen wir für die eigene Person, unsere Familien und die Wirtschaft nicht einzuschätzen können. Das von solchen seltenen und neuen Ereignissen ausgehende Risiko wird typischerweise überschätzt, für deutlich häufiger auftretende, aber bekannte Risiken wird es hingegen eher unterschätzt. 

Was beeinflusst noch die Risikowahrnehmung?

Es ist auch relevant, wie man die Kontrollmöglichkeiten einer Ansteckung einschätzt. Kann man sich durch die Desinfektion der Hände oder die Verwendung einer Maske wirksam schützen? Hängt eine Infektion überhaupt von meinem eigenen Verhalten oder dem anderer Menschen oder einfach nur vom Zufall ab? Durch immer neue Informationen seitens der Medien, berichtete Zwischenfälle oder Verbote entsteht bei vielen der Eindruck einer geringeren Kontrollierbarkeit des Ansteckungsrisikos und dessen Folgen. Bedenkt man die Unfreiwilligkeit der Exposition mit dem Virus, wird die Gefahr ebenfalls größer eingeschätzt. Einer Angst vor einem Flugzeugabsturz kann man ja dadurch entgehen, indem man Flugzeugreisen meidet. Aber reicht der eine Meter Abstand zu anderen Personen für die Eindämmung des eigenen Risikos?  

Angesichts der vielen neuen und manchmal auch widersprüchlichen Informationen fällt es uns schwer, ein endgültiges Urteil über die Situation abzugeben. Wir kommen nicht zur Ruhe, sind verunsichert. Kaum hat man sich einen Plan gemacht, wie man zur Infektionslage steht und wie man sich verhält, muss gegebenenfalls umgedacht werden. 

Schließlich kommt noch unsere Persönlichkeit ins Spiel. Die Optimisten werden in dieser unsicheren Lage zunächst standhaft eine eher zuversichtliche Haltung vertreten, demnach alles schon irgendwie gut ausgehen wird. So betrachtet, ist die Angst vor dem Coronavirus eigentlich sehr rational. Sie ist die Folge vieler Bewertungsprozesse und die Folge der Anpassung an die neue Situation. Eine Panikstörung ist dies nicht, vielmehr versuchen wir Stress zu bewältigen beziehungsweise ein schwer fassbares Problem zu lösen. 

Wie können wir mit dem Corona-Stress umgehen?

Was helfen kann, ist sicherlich zum einen, sich dieser Bewertungsvorgänge bewusst zu werden. Unser Denken und Fühlen steuern unser Verhalten oft unbewusst. Achtsam sein und sich einen Plan machen, wie Kontrolle im eigenen Alltag wiederhergestellt werden kann, kann den Anflug von Panik senken. Neue Routinen wie zum Beispiel langes, gründliches Händewaschen, Verzicht auf Händeschütteln, Meiden von Menschenansammlungen und gleichzeitig eine positive Umgestaltung des Alltags können hilfreich sein – wie beispielsweise ein ruhiger Spaziergang im Wald, mal wieder ein Buch lesen, ein Bad nehmen. Möglicherweise ist es auch sinnvoll, die Nachrichten nicht im Corona-Lifeticker am Handy zu verfolgen, sondern nur einmal am Abend oder nach einer anderen eigenen Vorgabe. Von der Flut neuer Informationen sollte man zwischenzeitlich pausieren können.

Ersatztermin: BEAUTY Düsseldorf startet am 18. September

Ersatztermin: BEAUTY Düsseldorf startet am 18. September

Düsseldorf (pm). Das wegen der Auswirkungen des Coronavirus Covid-19 verschobene Messe-Duo BEAUTY und TOP HAIR Düsseldorf wird im Herbst 2020 nachgeholt. Die BEAUTY DÜSSELDORF, der führende Treff für Kosmetik, Nail, Fuß, Wellness & Spa, findet von Freitag, 18. September, bis Sonntag, 20. September 2020 in der der gewohnten Hallenkonstellation 9 bis 13 statt. Mit zwei Tagen Überschneidung läuft am Samstag und Sonntag, 19. und 20. September 2020, in den Hallen 15 bis 17 parallel TOP HAIR – DIE MESSE Düsseldorf, Europas führende Friseurveranstaltung. Die Vorträge des Treffpunkt Fuß im Rahmen der BEAUTY finden sich hier.

„Wir sind sehr froh, so schnell einen Ausweichtermin für unsere Messen gefunden zu haben. Das gesamte Team der Messe Düsseldorf hat zusammen mit seinen Mitveranstaltern, Verbänden, Partnern sowie den Ausstellern viel Herzblut in die Vorbereitung der beiden Messen gesteckt. Zusammen werden wir dafür sorgen, dass unsere Messehallen im September zu emotionalen Erlebnisorten werden, in denen Menschen zusammenkommen, die mit großer Leidenschaft der Dienstleistungskosmetik und des Friseurhandwerks verbunden sind“, sagt Wolfram N. Diener, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf GmbH. Bereits gekaufte Besuchertickets behalten natürlich ihre Gültigkeit für den Nachholtermin.

Besondere Hotel-Stornierungs-Angebote am Horizont?

Ein wichtiges Signal geht von der Düsseldorfer Hotellerie, konkret von der DEHOGA (Wirtschaftsverband für das Gastgewerbe) aus: „Wir appellieren an unsere Mitglieder und die gesamte Branche, bei Umbuchungen durch Aussteller und Besucher flexibel zu sein. Die Düsseldorfer Messen wie die BEAUTY und TOP HAIR spielen eine enorm wichtige Rolle für die Stadt, die Hotellerie und die Gastronomie. Es wäre kontraproduktiv, hier nicht entgegenkommend zu agieren“, so die DEHOGA-Repräsentanten Giuseppe Saitta (Vorsitzender Kreisgruppe Düsseldorf/Rhein-Kreis Neuss) und Rolf D. Steinert (Fachgruppe Hotels und Tourismus Düsseldorf/Rhein-Kreis Neuss) unisono.

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Nationale Diabetesstrategie der Koalition vor dem Aus?

Diabetes-Verbände kritisieren unverantwortliches Handeln der Regierung

Berlin (pm). Die Anzahl der Diabeteserkrankungen in Deutschland steigt seit Jahren beständig an. Für 2040 liegen die Prognosen bei 12 Millionen Betroffenen. Um gesundheitspolitisch gegenzusteuern, wurde im Koalitionsvertrag 2018 eine Nationale Diabetesstrategie beschlossen, die laut aktuellen Informationen zu scheitern droht. Grund ist demnach der Widerstand von Politikern des Ernährungsausschusses gegenüber einem Passus im Entwurf zu Ernährungsfragen, der vor allem dem Schutz der Kinder dient. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe halten das Scheitern der Diabetesstrategie für unverantwortlich. Die Koalition riskiere damit die Gesundheit künftiger Generationen.

Über eine halbe Million Deutsche erkranken jedes Jahr neu an Diabetes mellitus. Neben dem persönlichen Leid sind auch die Behandlungskosten dieser Volkskrankheit beträchtlich: Die Versorgung der Patienten inklusive der Begleit- und Folgeerkrankungen von Diabetes kostet den Staat jährlich über 21 Milliarden. „Es ist seit Jahren bekannt, dass die Prävention, Früherkennung, Erforschung und Versorgung der Volkskrankheit Diabetes politisch konsequent angegangen werden muss und keinen Aufschub mehr duldet“, erklärt DDG-Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer.

Nationale Diabetesstrategie endlich durchsetzen

Im vergangenen Jahr hatte sich die Koalition weitgehend auf Kernpunkte einer Nationalen Diabetesstrategie zur Bekämpfung steigender Erkrankungszahlen geeinigt. Bis heute scheinbar nicht überwindbarer Widerstand kommt aus dem Ausschuss für Ernährung, der sich an den Zielformulierungen im Ernährungsteil des Papiers entzündet und nun das gesamte Vorhaben gefährdet. Im Kern geht es um Maßnahmen zur verbindlichen Zuckerreduktion in Lebensmitteln sowie ein Werbeverbot zuckerhaltiger Lebensmittel für Kinder. „Wissenschaftlich ist belegt, dass diese Maßnahmen wirken, da sie einerseits Auswirkungen auf das Kaufverhalten haben, andererseits die Hersteller animieren ihre Rezepturen gesünder zu gestalten. Wir halten diese Aspekte für essentiell bei der Umsetzung einer Nationalen Diabetesstrategie“, erklärt Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG. „Es ist unstrittig, dass ungesunde Ernährung einen großen Risikofaktor für die Entstehung eines Diabetes darstellt. Daher ist es zwingend notwendig, allen Bürgerinnen und Bürgern die Entscheidung für eine gesunden Ernährung zu erleichtern.“

Wer viele pflanzliche, unverarbeitete Nahrungsmittel zu sich nimmt, ernährt sich gesund … doch verhältnismäßig teuer.

„Die Koalition muss nun Vertragstreue beweisen und das im Koalitionsvertrag gemeinsam beschlossene Vorhaben endlich umsetzen. Es ist unverantwortlich, dass anscheinend einseitige Interessen der Lebensmittelindustrie einen größeren Stellenwert haben als dringend notwendige Strukturveränderungen in der Diabetesversorgung und -prävention, und dadurch das gesamte Vorhaben zu kippen droht“, kritisiert Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Mit einem Scheitern der Nationalen Diabetesstrategie verspiele die Regierung ihre Glaubwürdigkeit und komme ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nach.

Deutschland hinkt anderen Ländern hinterher

Gerade jüngst hatten in einer Umfrage der Deutschen Diabetes-Hilfe 86 Prozent der befragten Menschen mit Typ-2-Diabetes kundgetan, dass sie sich nicht angemessen von der Politik vertreten fühlen, so der Hamburger Diabetologe Kröger.

„Ohne verbindliche Ernährungsmaßnahmen droht die Gesamtstrategie gegen den Anstieg von Diabetes und Adipositas zu scheitern“, warnt auch Professor Dr. med. Andreas Neu, DDG Vizepräsident. „Die Zuckerreduktion in Lebensmitteln für Kinder und Verbote von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder und Jugendliche richtet, ist unverzichtbar für den gesundheitlichen Schutz künftiger Generationen“, konstatiert der Oberarzt in der Diabetes-Ambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Tübingen. Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass Werbung einen größeren Einfluss auf das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen ausübt als deren Eltern.1

Werbestars mit schweren Folgen: Fast Food wie Burger und Pommes stehen bei Jung und Alt hoch im Kurs.

Die Fachverbände appellieren nachdrücklich an die verantwortlichen Politiker, die Nationale Diabetesstrategie weiter voranzutreiben und dringen darauf, verhältnispräventive Maßnahmen unbedingt zu berücksichtigen. Seit Jahren fordern Diabetes-Verbände ein politisches Gesamtkonzept für mehr Diabetesprävention und eine bessere medizinische Versorgung.2 „Andere EU-Länder sind uns weit voraus und haben bereits eine Diabetesstrategie oder einen Aktionsplan“, betont Bitzer. Es sei für das bevölkerungsreichste europäische Land mit einem großen Diabetes-Problem ein Armutszeugnis, das nicht zu schaffen. Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

Weitere Informationen:

1Emond JA et al.: Influence of child-targeted fast food TV advertising exposure on fast food intake: A longitudinal study of preschool-age children. Appetite. 2019 Sep 1;140:134-141

Studie: Werbung verdoppelt Fast Food-Konsum bei Kindern: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/presse/ddg-pressemeldungen/meldungen-detailansicht/article/studie-werbung-verdoppelt-fast-food-konsum-bei-kindern.html 

2Kernforderungen von DDG, diabetesDE Deutsche Diabetes-Hilfe und VDBD für eine Nationale Diabetesstrategie: https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Stellungnahmen/2019/Politische_Forderungen_der_DDG_diaDE-VDBD_Nationale_Diabetesstrategie_2019_final.pdf