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Doppelt wohltuend: Dynamische Fußmassage

Wie man mit einer dynamischen Fußmassage Kundinnen und Kunden kurze Verwöhn-Momente beschert und sich selbst auch noch etwas Gutes tut:

Klar, alle Podologen und Podologinnen wollen nur das Beste – für ihr Klientel und sich selbst. Das lässt sich gut in Einklang bringen, meint Marion Volkemer. Denn dank ihres Konzepts der dynamischen Fußmassage kann der Behandelnde unbemerkt vom Patienten selbst einige wohltuende gymnastische Übungen durchführen. Sie sagt: „Am Ende jeder Behandlung bekommen meine Patienten immer eine kurze Fußmassage. Das macht etwa drei Minuten aus. Nicht selten freuen sich die Patienten während der ganzen Behandlung darauf. Auch ich neige dazu, wenn die Behandlung für die Patienten kurzfristig etwas schmerzhaft wird, sie mit den Worten „Freuen Sie sich schon mal auf die Massage, die haben Sie sich heute verdient‘, zu trösten.“

Fast alle wissen, wie sich eine professionelle Massage anfühlt und wie gut sie tun kann. Die Muskulatur wird gelockert, Stress wird reduziert, Schmerzen werden gelindert. Die Wahrnehmung für den ganzen Fuß wird verbessert, die Durchblutung wird gesteigert, der ganze Körper gerät in ein Wohlgefühl. Und das sind nur einige Dinge, die Massage bewirken kann. Es gibt noch weitere positive Effekte!
Nun wissen wir also, was wir (unter anderem) Gutes für unseren Patienten tun können. Und was können wir für uns tun?

Positives kombinieren!

Die tägliche Arbeit am Patienten fördert leider eine schlechte Haltung unseres Körpers. Selbst mit den besten Behandlungsstühlen, die uns aktiv sitzen lassen, uns zu aufrechtem Sitzen animieren, und auch wenn wir häufig „ans Aufrichten“ denken und gelegentlich im Stehen arbeiten, erwischen wir uns immer wieder, wie wir eine schlechte Haltung eingenommen haben. Grundsätzlich ist es ja auch nicht verkehrt, zwischendurch mal schief zu sitzen. Würden wir immer aufrecht sitzen, führte dies auch zu Verspannungen.

Aber leider neigt unser Körper dazu, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen, und das tut er nun mal in unserem Fall in einer gebeugten Sitzhaltung. Dass dies auf Dauer zu Verspannungen, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führt, wissen wir alle. Nicht selten greifen wir uns selbst an die Schulter oder in den Nacken, um kurzfristig eine leichte Linderung unsere Verspannung durch den Druck zu bewirken. Auch kleine Lockerungsbewegungen zwischendurch sind uns nicht fremd. All dies ist aber leider nicht ausreichend.
Sinnvoll ist ein Ausgleichssport: Jeden Abend oder Morgen einige Gymnastikübungen durchführen, mehrmals die Woche eine Sportart betreiben, zum Beispiel Yoga, Pilates, Rückengymnastik, Nordic-Walking, Schwimmen und vieles mehr. Eine sehr gute und sinnvolle Sache.
Aber kennen wir nicht auch alle unseren inneren Schweinehund? Manche haben ihn super im Griff, manche bekommen ihn in den Griff, indem sie sich mit Gleichgesinnten zusammentun und dank des Gruppenzwangs zu ihrem Ausgleichssport kommen.
Was können diejenigen tun, die ihren inneren tierischen Mitbewohner nicht so gut überwinden können? Die Lösung: Wir kombinieren Positives für den Patienten mit Positivem für uns.

Behandelnde bewegen sich bei der Fußmassage mit

Die Idee dahinter: Während wir bestimmte Massagegriffe am Fuß des Patienten ausführen, bewegen wir uns dynamisch mit. Das bedeutet, wir führen verschiedene einfache Schulterübungen, Nackenübungen, aber auch Übungen für die Lendenwirbelsäule durch. Gleichzeitig.
Wenn wir dies konsequent tun und bei jedem Patienten drei Minuten Fußmassage ausführen und dabei drei Minuten lang Eigenübungen machen, haben wir bei 15 Patienten täglich schon 45 Minuten Gymnastik betrieben – und das während der Arbeitszeit!
Am Anfang fällt es etwas schwer, die Bewegung zu kombinieren, deshalb empfehle ich, mit „Trockenübungen“ zu beginnen. Also zuerst nur die Gymnastikübungen auszuprobieren, und wenn das gut klappt, die Arme und Hände mitzubewegen, ohne bereits am Fuß zu arbeiten.
Ich habe eine Vielzahl an Kombinationen entwickelt, aber selbstverständlich liegt nicht jedem alles, und es ist auch nicht ratsam, jede Übung einzubauen. Am besten sind drei bis fünf verschiedene Massagegriffe mit ihren dazugehörigen Gymnastikübungen, die Ihnen liegen und auch sinnvoll sind.

Hier einige Beispiele:

Beckenwelle mit Fußcreme-Auftragung:

Sie dient der Mobilisation des Lendenwirbelbereichs, gleichzeitig wird die Fußcreme verteilt. Wir setzen uns auf den vorderen Bereich des Stuhles, hier ist die Ausführung der Übung am leichtesten. Das Becken wird nun in der Trockenübung bewusst nach vorne (wir fallen ins Hohlkreuz) und nach hinten (wir versuchen die Lendenwirbelsäule ganz rund zu machen) gekippt. Um dies genauer zu spüren, kann man die Handflächen unter die Sitzbeinhöcker legen und spüren, wie diese über die Handflächen rollen.
Diese Bewegung sollte nur in der Lendenwirbelsäule und im Becken stattfinden. In der Trockenübung bleiben die Schultern und die Arme ruhig.
Sobald sie diese Bewegung problemlos ausführen können, nehmen Sie nun die Arme dazu: Winkeln Sie die Unterarme in 90 Grad an, dabei merken Sie schon, wenn Sie die Beckenbewegung korrekt ausführen, bewegen sich die Unterarme automatisch nach vorne und nach hinten (in der Transversalebene).
Wenn man die Handflächen auf den Fußrücken des Patienten legt, ist die Auftragung der Fußcreme ganz einfach. Wiederholen Sie die Beckenwelle etwa fünf bis acht Mal, dann sollte die Creme komplett aufgetragen sein.

Schulter- mit Malleolenkreisen

Diese Übung lockert die Schultermuskulatur. Zirkelungen um die Malleolen empfinden die meisten Patienten als sehr wohltuend. Die Schultern werden beide nach oben gezogen, dann nach hinten, unten und dann wieder nach vorne. Quasi ein Schulterkreisen. Die hauptsächliche Bewegung geht in Richtung hinten unten. Zwei bis vier Finger beider Hände kreisen in der gleichen Richtung um den Innen- und Außenknöchel des Patienten.
Das bedeutet, wenn ich meine Schultern nach oben ziehe, bin ich mit meinen Fingern am kranialen Punkt der Malleolen. Dann ziehe ich die Schultern nach hinten, die Finger kreisen Richtung Fußrücken. Die Schultern bewegen sich nach unten, die Finger sind jetzt am kaudalen Punkt der Malleolen. Die Schultern kommen in ihre Ausgangsposition zurück – die Finger kreisen in Richtung der Achillessehne. Wiederholen Sie diese Bewegung fünf bis acht Mal und achten Sie darauf, die Schultern bewusst nach hinten unten zu ziehen.

Intermetatarsalkreise mit seitlicher Nackendehnung

Der Kopf wird zur Seite geneigt, bis Sie eine leichte Spannung in der Schultermuskulatur spüren. Achten Sie darauf, den Kopf nicht zu verdrehen und die andere Schulter nicht nach oben zu ziehen.

Jetzt beschreiben Sie mit dem Daumen kleine Kreise zwischen den Metatarsalen. Beginnen Sie distal bei den Zehen und enden Sie proximal an den Fußwurzelknochen.

Probieren Sie aus, ob es Ihnen leichter fällt, zwischendurch die Hand zu wechseln und parallel auch die Neigung des Kopfes oder ob Sie einen Durchgang mit der rechten Hand durchführen – den Kopf dann die ganze Zeit nach rechts neigen – und dann einen Durchgang mit der linken Hand, den Kopf entsprechend nach links neigen. Wiederholen Sie diese Bewegungen mindestens zwei Mal.

Oft höre ich, wenn ich dieses Konzept vorstelle, Bedenken wie diese: „Was denkt der Patient wohl, wenn der Therapeut zu seinen Füßen so merkwürdige Verrenkungen anstellt?“

Wenn Sie die Bewegungen dynamisch und mit Selbstverständlichkeit durchführen, fällt das dem Patienten gar nicht auf. Ich habe alle Bewegungsmassage-Kombinationen direkt am Patienten ausprobiert und eingeübt. In einem halben Jahr hat nur ein (!) Patient nachgefragt, was ich da tue. Ich habe es ihm erklärt, und er fand es sehr gut.

Unser Körper und unsere Gesundheit sind schließlich das Wichtigste, was wir haben. Hören Sie auf Ihren Körper und achten Sie auf Ihre Gesundheit.

Nehr darüber lesen Sie in der aktuelllen Ausgabe der Podologie.


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