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Fußprofis in Bewegung – das Jurtin Jahressymposium

Wenn Podologie, Orthopädie und Orthopädieschuhtechnik sich intensiv austauschen, haben die Patient*innen viel davon. Das zeigte sich beim Jurtin Jahressymposium 2021 in Wagrain unweit Salzburg. Denn die Gäste nahmen nicht nur Insider-Informationen über Jurtin medical Systemeinlagen für unterschiedlichste Indikationen mit nach Hause, sondern lernten auch Wissenswertes über Erkrankungen des Fußes und sinnvolle Behandlungskonzepte.

Spiraldynamik: Neue Studie

Dr. Christian Larsen, Leiter des Instituts für Spiraldynamik in Zürich, stellte das von ihm mitbegründete Trainingskonzept von der Pike auf vor. „Alle anatomischen Strukturen können sich widerspruchslos ins Spiralschema einordnen lassen“, hob er hervor. Kinder bewegen sich meistens noch so, dass die spiralförmigen Verschraubungen des Körpers gleichmäßig belastet werden. Doch im Laufe der Jahre hinterlassen Sitzen, falsches Schuhwerk, zu viel oder zu wenig Training Spuren. Überall im Bewegungsapparat drohen Verschleiß, Verhärtungen, Schmerzen – auch die Füße leiden. Plantarfasziitis, Hallux valgus und Hallux rigidus sind typische Probleme, für die Patient*innen Hilfe bei der Spiraldynamik suchen.

Larsen stellte eine Hallux valgus-Studie vor, die im Jahr 2008 179 Patient*innen miteinbezog. Die Hälfte derjenigen, die regelmäßig die Spiraldynamik-Übungen absolvierten, freute sich über eine Schmerzlinderung, ein Drittel über eine sichtbare Verbesserung der Fehlstellung. Nur eine von vier Personen registrierte keine Veränderungen. Aktuell bereiten Larsen und sein Team eine neue Studie vor, die Menschen mit Hallux valgus und OP-Indikation miteinbeziehen soll. Binnen einiger Monate wird sich zeigen, wer vom Plan, den Hallux valgus operieren zu lassen, Abstand nimmt.

Diagnostik: gut hinhören und hinschauen!

Nach dem Konzept der Spiraldynamik trainieren können Interessierte inzwischen europaweit – im deutschsprachigen Raum gibt es über 5000 Physiotherapeut*innen und andere Fachleute mit entsprechender Expertise. Viele Einlagen sind hierbei kontraproduktiv, Jurtin medical Systemeinlagen hingegen passen zur Spiraldynamik, die einen stabilen Rückfuß und einen flexiblen Mittelfuß fördert.

Im Anschluss an Larsens Vortrag stellte Markus Ertl von Jurtin die neue Partnerschaft beider Unternehmen vor. „Der Plan ist, Jurtin und Spiraldynamik zum Wohle gemeinsamer Patienten einzusetzen“, betonte er. Das soll sich ab 2022 unter anderem in Workshops für die Bein- und Fußgesundheit niederschlagen.

Für eine intensive Diagnostik bei Fußproblemen warben Dr. Johannes Beike, Leiter des Fußzentrums am Waldkrankenhaus Bad Godesberg Bonn, und Dr. Gerald Engels, Leitender Arzt der Wundchirurgie der Klinik für Diabetologie St. Vinzenz Hospital in Köln. Wichtig sei auch immer, was der Patient oder die Patientin im Leben noch vorhabe. Ein Postbote mit starken Fußbeschwerden, der weiterhin arbeiten will, hat natürlich andere Bedürfnisse als jemand, der fast den ganzen Tag im Sitzen verbringt. Am Ende lud Beike an der Fußchirurgie Interessierte dazu ein, im OP dabei zu sein und mitzuverfolgen, wie genau verschiedene Fußoperationen ablaufen.

Dr. Gerald Engels stellte das von ihm mitentwickelte Entitätenkonzept vor, das die Ursache und Prognose zu Druckulzera beim diabetischen Fußsyndrom sichtbar macht. Wer damit arbeitet, kann anhand der Lokalisation einer Wunde ablesen, was sie verursacht hat, welche Therapien Erfolg versprechen – und wie groß die Chance ist, eine Amputation zu vermeiden.

„Speed Date mit der Podologie“

Drei weitere Ärzte teilten ihre Expertise mit dem Publikum und beantworteten Fragen. Wie die Podologie den Therapieerfolg unterstützt, vermittele Kerstin Skodell, B.Sc., Inhaberin der Fußtherapeutischen Praxis in Hüfingen in Form eines „Speed Date mit der Podologie“.

Ein vielseitiges, inspirierendes, Brücken bauendes Symposium, zeigten die 140 Teilnehmenden sich einig. Viele nutzten die Pausen, um Patientenfälle zu besprechen oder Angehörige der anderen Berufsgruppen näher kennenzulernen. Ob aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz, alle brachten sich rege mit ein. Ein Wochenende, an dem viel in Bewegung war. Und von dem indirekt viele Patient*innen in allen drei Ländern profitieren dürften.

Mehr über das Jurtin Jahressymposium 2021 lesen Sie in der PODOLOGIE 11 2021, die am 8. November erscheint.

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