Bei Problemen mit den Füßen setzen sie auf aktive Maßnahmen statt auf passive Maßnahmen wie Einlagen oder Operationen: die Fußschulen. Sie propagieren Funktionstraining. Gezielte Übungen, kombiniert mit dem Erlernen von mehr Achtsamkeit für die Füße, sollen helfen, zu oft verlernten natürlichen Bewegungsmustern zurückzufinden.
Johanna, 48, hatte schon als Kind Fußbeschwerden. Schon damals tat ihr der rechte Fuß nach längerer Belastung oft weh. Automatisch versuchte sie dann, den Fuß zu schonen und stand nicht mehr gerade, um dem Schmerz auszuweichen. Die Folge waren bald auch Beschwerden in der Hüfte, später kam ein deformierter Großzehenballen hinzu, ein Hallux valgus, der bei jedem Schritt schmerzte. Natürlich sei sie bei Orthopäden gewesen, sagt Johanna. Doch die verordneten Einlagen halfen nicht und schließlich hieß es, man müsse operieren.
Der Gedanke an einen chirurgischen Eingriff behagte Johanna ganz und gar nicht. Sie suchte nach einer sanfteren Lösung und stieß auf das Kursangebot der „Mainzer Fußschule“ am Institut für Physikalische Therapie, Prävention und Rehabilitation der Universität Mainz. Und endlich, nach jahrzehntelangen Schmerzen, fand sie hier einen Weg, ihre Fußprobleme in den Griff zu bekommen. Fußschulen wie die der Mainzer Universität richten sich an Menschen mit einer Fehlstellung oder Fehlstatik der Füße. Sie begegnen diesen Problemen mit einem neuartigen Therapieansatz: Statt auf passive Maßnahmen wie Einlagen oder Operationen setzen die Fußschulen auf ein aktives Funktionstraining der Füße, da sie diese als Funktionskreise betrachten, die durch Muskeln aktiv kontrolliert und stabilisiert werden. Ziel ist es zunächst, Wissen zur Anatomie und Funktion der Füße zu vermitteln und dann mehr Eigenverantwortung für die Füße zu einzuüben. Neben den eigentlichen, auf der Grundlage der „Spiraldynamik“ des Körpers (siehe Kasten) entwickelten fußgymnastischen Übungen, gehört deshalb ein Wahrnehmungstraining zum Übungsprogramm, das die Aufmerksamkeit für die Füße und deren Befindlichkeit schult – eine klassische Wahrnehmungsübung der Fußschule ist etwa das Laufen über ein am Boden liegendes Seil, wobei Ferse und Mittelzeh das Seil berühren sollen.
Die Füße selbst und aktiv trainieren
Die ursprüngliche Form des Fußes ist geprägt von einer leichten „Verwringung“, wodurch das Fußgewölbe entsteht. Durch häufiges Tragen von harten, starren oder hochhakigen Schuhen verkümmert die Fußmuskulatur aber zunehmend. Das Fußgewölbe verflacht, es kommt zu einer Fehlstatik des Fußes, die sich auf die gesamte Haltung auswirkt. Beschwerden der Knie, Hüfte oder Wirbelsäule, ja sogar Nackenschmerzen haben ihre Ursache nicht selten in Fußproblemen. Beim gesunden und kräftigen Fuß ist die Ferse gerade ausgerichtet. Kippt sie nach innen, sackt das Fußgewölbe ab, was zu einem Knick,- Senk- oder Plattfuß führt. Die Zehen versuchen dann, die verlorene Balance auszugleichen und spreizen sich, so dass ein Spreizfuß hinzukommt. Auch ein Hallux valgus kann sich noch dazugesellen, wenn die Zehen zu stark nach außen ausweichen. Bei rechtzeitiger Intervention können diese Deformierungen allerdings durch Fußgymnastik beeinflusst werden. In der Mainzer Fußschule lernen Betroffene deshalb, ihre Füße gemäß ihrer natürlichen Anatomie zu kräftigen und besser zu bewegen. „Starke Fußmuskeln sind die Voraussetzung dafür, dass wir schmerzfrei und ohne zu ermüden lange laufen können. Es lohnt sich also, regelmäßig etwas Zeit in die Kräftigung der 26 verschiedenen Fußmuskeln zu investieren“, sagt eine Kursleiterin der Mainzer Fußschule.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in unserer Ausgabe 1-2/2025.
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