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Der Kampf gegen multiresistente Keime

Bis weit ins 20. Jahrhundert waren wir bakteriellen Infektionen wie Typhus, Cholera, Syphilis, Diphtherie, Tuberkulose oder auch Lungenentzündungen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Die Entdeckung antibiotischer Wirkstoffe hat Millionen von Menschen das Leben gerettet. Doch mittlerweile werden immer mehr Bakterien gegen entsprechende Medikamente immun.    

Bakterielle Infektionen sind nicht nur in armen Ländern eine häufige Todesursache. Auch hierzulande sterben jährlich bis zu 20.000 Menschen an einer solchen Erkrankung. Antimikrobielle Resistenzen (AMR), also die Widerstandskraft von Mikroorganismen gegen wachstumshemmende oder abtötende Stoffe, gehören zu den größten globalen Gesundheitsbedrohungen.

Von besonderer Bedeutung sind die nosokomialen Keime, auch Krankenhauskeime genannt. Als nosokomial wird im Infektionsschutzgesetz (IfSG) eine Infektion definiert, die „im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder einer ambulanten medizinischen Maßnahme steht, sofern die Infektion nicht bereits vorher bestand.“ Besorgniserregend ist, dass es immer mehr nosokomiale Keime mit Antibiotikaresistenzen gibt. Explizit im Auge behalten muss man laut WHO das Bakterium Acinetobacter baumannii, dessen Stämme häufig multiresistent sind. Dieser Keim gefährdet im Krankenhaus vor allem abwehrgeschwächte Patienten, bei denen er neben Lungenentzündungen auch Wund- und Weichteilinfektionen, Harnwegsinfekte, Sepsis und Meningitis hervorrufen kann. Unter besonderer Beobachtung stehen auch bestimmte Enterobakterien (vorwiegend im Darm von Mensch und Tier zu finden), die ebenfalls oft in Krankenhäusern auftauchen und ähnliche Infektionen auslösen können, sowie neuerdings das Mycobacterium tuberculosis, der Haupterreger der Tuberkulose. Auch die Entwicklung der mittlerweile recht bekannten MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus)-Infektionen verfolgt die WHO sehr aufmerksam. MRSA kommt in verschiedenen Varianten vor und ist unempfindlich gegen viele gängige Antibiotika.

Zirka 400.000 bis 600.000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an Infektionen, die durch multiresistente Keime verursacht werden. Bis 2050 könnten Krankenhauskeime weltweit für mehr Todesfälle verantwortlich sein als Alzheimer und Krebs zusammen. So zumindest die Befürchtung vieler Wissenschaftler:innen.

Antibiotika und das Gefühl der Unbesiegbarkeit  

Zu den größten Errungenschaften in der Medizin gehört ohne Frage die Entwicklung der Antibiotika, mit denen man lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen wie Lungenentzündung, Hirnhautentzündung, Tuberkulose oder dem (kaum noch bekannten) Kindbettfieber ihren Schrecken nehmen konnte. Mit antibiotischen Substanzen werden die Bakterien getötet oder ihre Vermehrung weitgehend gestoppt.

Dass die extreme Anpassungsfähigkeit dieser Einzeller eines Tages Probleme bereiten könnte, ahnte schon der schottische Bakteriologe Alexander Fleming, der 1928 das Penicillin entdeckte. Doch mit dem ersten Einsatz am Patienten Anfang der 1940er Jahre entfaltete sich erst mal nur die Euphorie, diesen Meilenstein in der Menschheitsgeschichte erreicht zu haben.   Noch in den 1960er Jahren ahnte wohl niemand, dass Bakterien jeden falschen Schritt, der beim Einsatz von Antibiotika gemacht wird, als Entwicklungschance nutzen. Diese Mikroorganismen sind durch ihre rasante Vermehrung beziehungsweise Zellteilung bestens in der Lage, ihren Stoffwechsel immer neuen Lebenssituationen anzupassen bzw. sich vor ungünstigen Einwirkungen zu schützen.

Das tun sie beispielsweise durch die Veränderung von Genen (Mutation) oder dadurch, dass sie Resistenzgene aus der Umgebung aufnehmen („horizontaler Gentransfer“). Sammelt ein Bakterium viele verschiedene Resistenzgene ein, können ihm Wirkstoffe von verschiedenen Antibiotika nichts mehr anhaben: ein MRE, ein multiresistenter Keim, ist entstanden.

Wie sich multiresistente Keime außerhalb von Organismen entwickeln und welche Hoffnung es im Kampf dagegen gibt, lesen Sie in der Ausgabe 08/2024


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