Der Name Dr. Alexander Sikorski ist vielen Podolog*innen ein Begriff. Denn der Fußchirurg, der zuletzt in Aachen arbeitete, bildete viele Jahre den podologischen Nachwuchs aus und fort. Am 4. Dezember ist Dr. Alexander Sikorski 70-jährig in Zürich verstorben.
Kein Quergewölbe
Dr. Alexander Sikorski, der 2005 mit der Podologin Monika Kriescher die Praxis FUSSFÜRSORGE in Aachen gründete, war ein passionierter Netzwerker, der zwischen allen Fußberufen verband. Er scheute sich nicht, Ärzt:innen auf Übersehenes und Falsches hinzuweisen – in klaren Worten. ,,Nehmen Sie die Füße in die Hand!“, legte er Kolleg:innen ans Herz und warb für eine umsichtige Anamnese und Diagnostik. In einem Leserbrief an die PODOLOGIE 2019 kommentierte er einen Artikel wie folgt: „Es gibt kein Quergewölbe im Mittelfußköpfchenbereich, und einen Spreizfuß gibt es auch nicht, da die normale Breite eines Fußes nicht definiert ist. Es gibt eine Querwölbung des Fußes im Rückfußbereich, sonst aber nirgends.“ Was das bedeutet, liegt auf der Hand: keine Pelotte. Und insgesamt andere Therapieansätze für Fußfehlstellungen und Schmerzen.
Interview aus dem Peru-Urlaub
Ich lernte Dr. Alexander Sikorski als einen Arzt kennen, der keinen Einsatz im Dienste der Fußgesundheit scheute. Als ich 2019 in Costa Rica verzweifelt Ersatz für einen unerreichbaren Interviewpartner suchte – der Redaktionsschluss nahte, ich hatte den Artikel in den Urlaub mitgenommen – meldete er sich prompt. Er sei zwar auf Reisen, aber wäre gerne zum Interview bereit, wenn die Zeitzonen kompatibel wären. Dann stellte sich heraus, dass er quasi nebenan Urlaub machte – in Peru. Mit nur einer Stunde Zeitverschiebung war das Telefoninterview Peru – Costa Rica problemlos möglich und ich konnte den fertigen Text pünktlich nach Deutschland mailen.
Bis zuletzt gerne Referent
2021 plante Dr. Alexander Sikorski, aufs Internationale Podologie-Symposium unseres Verlags nach Friedrichshafen zu kommen. Wir hätten ihn sehr gerne am 21. Mai 2022 dabei gehabt. So weit kam es leider nicht. Seine schwere Krankheit ließ ihm weniger Zeit. Beim Jurtin-Symposium in Wagrain Mitte September war er noch zugegen, referierte selbst und kommentierte die Ausführungen anderer. Mit dem Team hinter den Jurtin medical® Systemeinlagen verband ihn seit 2007 viel. Dasselbe Verständnis von der Biomechanik des Fußes, dieselbe Leidenschaft zum Netzwerken … es passte, fachlich wie menschlich. Ende 2019 veröffentlichte er mit Willy Jurtin das gemeinsame Fachbuch „Der Fuß im Kreuzverhör. Wege zu seiner Genesung“.
Vielseitiges Engagement
In seiner ärztlichen Fachgesellschaft, der Gesellschaft für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie (GFFC), machte Dr. Alexander Sikorski sich dafür stark, dass Podolog*innen (wie auch Orthopädieschuhmacher*innen) Mitglied werden dürfen. Mit Erfolg. Auch gehörte Dr. Alexander Sikorski zu jenen Mediziner:innen, die sich dafür engagierten, dass Menschen mit Polyneuropathien ohne Diabetes podologische Behandlungen verordnet bekommen. Wie wir seit 2020 wissen, ebenfalls mit Erfolg.
Die Fachwelt hat einen engagierten Fußspezialisten und Netzwerker verloren, wie es sie selten gibt. Die GFFC ernannte ihn an dem Tag, an dem er seiner schweren Krankheit erlag, zum Ehrenmitglied. Was tröstet: Viele aus der Fußchirurgie, Podologie und Orthopädietechnik werden in seinem Sinne weiterberaten, -behandeln und hoffentlich auch netzwerken. Dr. Alexander Sikorski wird in der Welt der Fußgesundheit weiterhin Spuren hinterlassen.
Von Petra Plaum
Lesen Sie auch den Nachruf in der PODOLOGIE 1-2 2022, die am 3. Februar erscheint. Foto: Marienhospital Aachen