Die Corona-Pandemie hat den Gesundheitssektor vor viele Herausforderungen gestellt. Auch die Wundversorgung war davon stark betroffen – vor allem, weil viele Betroffene den Gang in die Arztpraxis oder die ambulanten Wundzentren scheuten. Gleichzeitig hat die Pandemie die Entwicklung digitaler Tools zwangsläufig entscheidend vorangetrieben. Ein Expertentreffen, organisiert von URGO Medical, präsentierte kürzlich neue Entwicklungen im Bereich der Telemedizin. Unsere Autorin Marion Trutter hat sich vor Ort einen Überblick verschafft.
Digitale Hilfsmittel – wie digitale Anleitungsvideos, Online-Sprechstunden, spezielle Plattformen wie das Fußnetz Bayern, der Fast-Track Behandlungspfad oder die Healico Wund-App – können helfen, Diagnosen und Behandlungsentscheidungen zu verkürzen und eine ständige Betreuung der Patient:innen sicherzustellen.
Aktuelle Studien von 2021 zeigen bereits, dass telemedizinische Beratungen helfen, den Kontakt mit den Patient:innen aufrechtzuerhalten, und viele hochgradige Läsionen durch eine korrekte Anleitung verhindert werden konnten. Dr. Arthur Grünerbel, Facharzt für Innere Medizin und Lipidologe in München, betont, wie wichtig die rechtzeitige Versorgung von Menschen mit beispielsweise Diabetischem Fußsyndrom ist. „Je später sich der Patient bei einer Läsion in professionelle Behandlung begibt, desto größer ist das Amputationsrisiko. Wir brauchen also neue Therapiestrategien, um die Wundversorgung zu verbessern und möglichst viele Amputationen zu vermeiden.“
Gerade während der Pandemie war es schwierig bis unmöglich, Angehörige anzuweisen, beispielsweise beim Verbandswechsel, da sie ihre kranken Familienmitglieder nicht in die Praxen begleiten durften. „Wichtig und sinnvoll ist in diesem Zusammenhang die Fortbildung im Wundmanagement für Pflegedienste und auch für Podolog:innen“, so Grünerbel.
Auch wenn der persönliche Kontakt zu den Patient:innen immer vorzuziehen ist, werden moderne digitale Techniken kontinuierlich dazu beitragen, Probleme und Engpässe in der Pflege und Medizin auszugleichen. So werden beispielsweise immer mehr Ärzt:innen in den Ruhestand gehen und Menschen mit chronischen Wunden im hohen Alter weniger mobil sein. Auch die Versorgung in den ländlichen Regionen kann durch diese Techniken verbessert werden.
Analoge Hilfsmittel wie der Diabetes-Fußpass der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) oder der Tili-Score werden weiterhin wichtige Instrumente zur Unterstützung von Menschen mit Diabetes und dem Diabetischen Fußsyndrom sowie ihren Pflegekräften bleiben. Dennoch wird die Telemedizin als Schnittstelle zwischen dem Wundmanagement zu Hause und der betreuenden Ärzteschaft an Bedeutung gewinnen.
Den ausführlichen Bericht können Sie in der April-Ausgabe nachlesen (Erscheinungstermin: 11. April 2022).
Den Diabetes-Fußpass können Sie über diabetesfusspass@dgg.info anfordern.
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