Wer krank ist, geht zum Arzt oder zur Ärztin und lässt dort – im besten Fall – die Ursachen der Krankheit behandeln, um wieder gesund zu werden. Doch gibt es ein Konzept, um gar nicht erst krank zu werden?
Die Antwort lautet ja. Eines der bekannteren Konzepte heißt Salutogenese und soll im Kern drei Fragen beantworten:
– wie Gesundheit entsteht,
– warum Menschen trotz entsprechender Risikofaktoren (Stressoren) gesund bleiben und
– wie sich Gesundheit in der Praxis fördern lässt.
Es steht im Kontrast zur in der Medizin vorherrschenden Pathogenese, der Entstehung und Entwicklung von Krankheiten, wegen denen wir ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Ursprung der Resilienz
Darauf gründet sich auch die Erklärung für die Einführung des Begriffs Salutogenese, der von dem israelisch-amerikanischen Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923–1994) erstmals in den 1970er Jahren geprägt wurde. Er argumentierte, dass Erkenntnisfortschritte über die Gesundheit der Bevölkerung nur dann zu erwarten seien, wenn man sich nicht ausschließlich auf die Frage der Pathogenese konzentriere.
Denn Salutogenese bedeutet Entstehung und Erhaltung von Gesundheit, abgeleitet von den lateinischen Begriffen salus (Gesundheit) sowie genesis (Entstehung, Geburt, Anfang). Der Begriff bezeichnet ein Rahmenkonzept, das sich auf Faktoren und dynamische Wechselwirkungen bezieht, die zur Entstehung und Erhaltung von Gesundheit führen.
Zur Begrifflichkeit der Salutogenese wurde Aaron Antonovsky angeregt, als er die Anpassungsfähigkeit von Frauen an die Menopause untersuchte. Die eine Gruppe, die 1939 zwischen 16 und 25 Jahre alt war, war zu jener Zeit in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager inhaftiert. Die körperliche und geistige Gesundheit dieser Gruppe wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen – mit dem Ergebnis, dass trotz der ungeheuerlichen Qualen der Lagerhaft 29 Prozent der KZ-Überlebenden sowohl geistig als auch körperlich gesund waren.
Antonovsky stellte sich aufgrund dieses für ihn überraschenden Resultats die Frage, wie es diesen Frauen nach der Lagerhaft und oft noch anschließendem Flüchtlingsdasein geschafft hatten, wieder gesund zu werden. Es ging ihm im Folgenden darum, welche Faktoren und Ressourcen dazu beitragen, gesund zu werden und zu bleiben. Er brachte diesen Ansatz als Gegensatz und Ergänzung zur pathogenetischen Fragestellung der traditionellen Medizin in die Wissenschaft ein und entwickelte darauf aufbauend die Salutogenese als ein Konzept der Entstehung von Gesundheit. Dazu schreibt Sebastian Mauritz von der Resilienz-Akademie: „Die Kernfrage bei seinen Überlegungen ist, wie ein Organismus es schafft, unter welchen Bedingungen auch immer, sich gesund zu entwickeln, zu wachsen und zu vermehren. Er argumentiert, dass es in der Forschung nur dann Erkenntnisfortschritte über die Gesundheit der Bevölkerung geben kann, wenn die Wissenschaft sich nicht ausschließlich auf Krankheit und deren Entstehung fokussiere.“
Das Modell der Salutogenese
Das Modell der Salutogenese ist umfassend vielfältig miteinander verflochten. IWe ganau sie für Resilienz sorgt, lesen Sie in der Ausgabe 08/2024