Fachzeitschrift-fuer-podologie-01-2024-header

Schlaganfall: Was die neue Leitlinie so wertvoll macht

Berlin (pm). Wer nach einem Schlaganfall Störungen in der Aufmerksamkeit, im Bewusstsein oder in der Wahrnehmung hat, leidet möglicherweise unter einem sogenannten Post-Stroke-Delir. Etwa jeder vierte Schlaganfall-Patient bekommt dieses Delir. Damit einher geht auch eine fünffach erhöhte Sterblichkeit. Da Forschungen dazu bisher rar sind und es kaum standardisierte Therapien gibt, empfiehlt die neue S2e-Schlaganfall-Leitlinie zur „Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls“ ein gezieltes Screening für Betroffene. Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) schließen sich dieser Empfehlung an.

Inhalte komplett überarbeitet

Die neue S2e-Schlaganfall-Leitlinie zur „Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls“ hat das Vorgängermodell nach knapp zehn Jahren abgelöst. Die komplett überarbeitete neue Version entstand unter Mitwirkung verschiedener Fachgesellschaften, unter anderem auch der DSG. Hinsichtlich der Delir-Therapie nimmt die überarbeitete deutsche Schlaganfall-Leitlinie eine Vorreiterrolle ein – in keiner anderen internationalen Leitlinie wurde dieser Aspekt bislang thematisiert. „Das Screening der Delir-Patienten erfolgt mit etablierten Scores, um daraus das bestmögliche Behandlungskonzept abzuleiten – wie etwa medikamentöse Therapien und stimulierende Maßnahmen zur Re-Orientierung der Betroffenen“, sagt DSG-Experte Professor Dr. med. Peter A. Ringleb.

Empfehlungen zu TIA

Neben den Empfehlungen für Delir-Patienten finden sich in der neuen Schlaganfall-Leitlinie auch maßgebliche Vorgaben für Patienten mit flüchtigen Symptomen, sogenannten transitorischen Attacken (TIA). „Alle Patienten mit TIA-Symptomen innerhalb der vergangenen 48 Stunden sollen laut der neuen Leitlinie im Krankenhaus auf einer Schlaganfallspezialeinrichtung  also einer Stroke Unit – behandelt werden“, betont Ringleb. „Die Aufenthaltsdauer sollte sich dabei nach individuellen, patientenspezifischen Faktoren richten.“

Medikamentengabe abwägen

Zudem finden sich in der Leitlinie auch Aspekte zur medikamentösen Therapie nach einem Schlaganfall: Die aktualisierte Leitlinie spricht sich – im Gegensatz zu anderen internationalen Leitlinien – gegen eine routinemäßig verabreichte frühe duale antithrombotische Sekundärprophylaxe aus mit ASS plus Clopidogrel oder Ticagrelor. „Bei manchen Patienten nach leichten Schlaganfällen oder TIA kann solch eine kurzfristige Therapie aber durchaus vorteilhaft sein, wenn kein erhöhtes Blutungsrisiko vorliegt“, so der DSG-Experte.

Was für ein CT spricht

Außerdem finden sich in der neuen Schlaganfall-Leitlinie auch Vorgaben für sogenannte Rekanalisationstherapien. Diese dienen dazu, die unterbrochene oder reduzierte Blutversorgung im Gehirn nach einem Schlaganfall schnellstmöglich wiederherzustellen, wahlweise medikamentös oder per Kathetereingriff. „Um schnellstmöglich festzustellen, ob Betroffene für eine solche Therapie infrage kommen, sollte möglichst zeitnah nach dem Hirninfarkt eine sofortige Bildgebung des Gehirns mittels Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erfolgen, die auch eine Gefäßdiagnostik umfasst“, sagt Ringleb. Bei Schlaganfall-Erkrankten, bei denen das kritische Zeitfenster von 4,5 Stunden bei der Ankunft in der Klinik bereits überschritten ist, sieht die neue S2e-Leitlinie eine erweiterte multimodale Bildgebung vor, beispielsweise Untersuchungen mit Kontrastmitteln, die beim MRT oder CT zum Einsatz kommen“, so Ringleb. „Auch bei diesen Patienten kann unter Umständen – abhängig vom Befund – noch eine spezifische Schlaganfall-Behandlung möglich sein.“

Weiterlesen:

Ringleb P., Köhrmann M., Jansen O. et al.: Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls, S2e-Leitlinie, 2021, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: https://dgn.org/leitlinien/

Grafik: Halacious, Unsplash

Weitere Beiträge

Podologie-Kongress Leipzig mit Fachausstellung

Podologie-Kongress Leipzig mit Fachausstellung

Das exklusive Ein-Tages-Event für Podologen und Fußpfleger am 4. Mai 2025 In Kooperation mit podo deutschland, LV Sachsen-Anhalt, findet am 4. Mai 2025 der Podologie-Fachkongress in der Kongresshalle am Zoo in Leipzig statt. Das...

mehr lesen
BEAUTY DÜSSELDORF: Impulse und Innovationen

BEAUTY DÜSSELDORF: Impulse und Innovationen

Drei Tage der Innovationen, Networking und Weiterbildung: Bei der BEAUTY DÜSSELDORF 2025 zeigten vom 28. bis 30. März 2025 über 1.200 Aussteller und Marken aus 27 Ländern in Düsseldorf die neuesten Trends und Produkte in den...

mehr lesen
Die Anti-Pilz-Lampe

Die Anti-Pilz-Lampe

Kaltplasma wirkt gegen Nagel-Mykose. Das zeigte Gehwol bei der BEAUTY in Düsseldorf. Mit dem Unternehmen Dr. plajin bietet Gehwol ein intuitives Kaltplasmagerät an. Die Anwendung ist sehr einfach, die Wirtschaftlichkeit hoch....

mehr lesen
Buchtipp des Monats: Marzahn, mon amour

Buchtipp des Monats: Marzahn, mon amour

Es geht um Füße, um Menschen und allzu Menschliches ... Schon gesehen? Marzahn, mon Amour, die sechsteilige Miniserie, ist seit 14. März 2025 in der ARD Mediathek. Absolut lesenswert ist auch der gleichnamige Roman von Katja...

mehr lesen
Veränderungen des Nagels

Veränderungen des Nagels

Neben anlagebedingten Veränderungen können zahlreiche Krankheitsprozesse Nagelwachstumsstörungen verursachen. Dr. Norbert Scholz beschreibt, welche Symptome Zeichen einer Schädigung durch Arzneimittel sind bzw. wie bestimmte...

mehr lesen
Hallux valgus aus medizinischer Sicht

Hallux valgus aus medizinischer Sicht

Wie viele Patienten und Patientinnen haben Sie mit Hallux valgus? Sicher einige. Und einige von denen haben große Schmerzen, bei manchen Menschen tut sogar jeder Schritt weh. Ästhetisch ist die Fußbildung auch nicht eben toll....

mehr lesen