Autor: Dr. Wolfgang Krüger
In Krisen sind Freundschaften besonders wichtig und deshalb werden wir in solchen Zeiten anspruchsvoller. Insofern hat Corona unsere Freundschaften massiv beeinflusst. Die Herzensfreundschaften – auf die man sich vollständig verlassen konnte, von denen man sich wirklich verstanden fühlte – wurden besser. Dort war es möglich, intensive Gespräche zu führen, die uns geradezu unter die Haut gingen. So entstand Nähe, auch wenn man sich nicht umarmen konnte. Doch die Alltagsfreundschaften lagen teilweise brach, weil man sich nicht mehr sehen konnte. Nun pulsiert langsam das gesellschaftliche Leben wieder und wir merken, dass wir uns inzwischen von einigen Freunden entfernt haben. Das ist normal. Innerhalb von 1 ½ Jahren scheitern üblicherweise 10% unserer Alltagsfreundschaften, weil man sich nicht mehr versteht, weil sich einer zurückzieht, weil sich Lebensgegebenheiten ändern. Daher ist gelegentlich auch bei Freundschaften ein Frühjahrsputz notwendig.
Entscheidend ist es dann jedoch, dass wir neugierig auf neue Freundschaften bleiben. Wie weit uns dies gelingt, sehen wir in der Lebensmitte mit ca. 45 Jahren. 50 % aller Befragten meinten, sie würden kaum noch in neue Freundschaften investieren. Sie seien enttäuscht, weil sie zu sehr gekränkt seien, wenn Freundschaften scheitern. Doch 50 % aller Befragten blieben neugierig. Sie haben gute Chancen, auch das Alter besser zu bewältigen. Ohnehin ist das Alter sehr für gute Freundschaften geeignet, weil wir dann oft mehr Selbstbewusstsein haben, mehr Menschenkenntnis und manchmal auch mehr Humor.
Foto: Lauren Richmond, Unsplash
Zum Autor: Der psychologische Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger hat eine Praxis in Berlin und ist Autor vieler Ratgeber, zum Beispiel: Freundschaft: beginnen – verbessern – gestalten. Books on Demand 2015. Taschenbuch 13,90 EUR, Kindle 10,99 EUR