Erlangen (pm). Eine aktuelle Studie des Hector-Centers für Ernährung, Bewegung und Sport an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen zeigt: Knapp 30 Minuten körperliche Aktivität pro Woche in Form eines neuartigen Intervallausdauertrainings können bei stark adipösen Arbeitnehmern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Schon mit diesem Pensum lassen sich die Arbeitsfähigkeit sowie die Lebensqualität verbessern.
Adipositas, die ausgeprägteste Form von Übergewicht, geht mit einem erhöhten Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen einher – zum Beispiel Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Formen von Krebs. Adipositas kann nachweislich auch zu häufigeren Fehlzeiten am Arbeitsplatz sowie zu einer geringeren Arbeitsleistung führen. Eine gesunde, an den Bedarf angepasste Ernährung und ein ausreichendes Maß an regelmäßiger körperlicher Aktivität sind wichtige Eckpfeiler in der Prävention und Therapie. „In einer von zunehmender Technisierung geprägten Umwelt schaffen es mittlerweile jedoch nur noch die wenigsten Berufstätigen, sich die allgemein empfohlenen 150 Minuten pro Woche zu bewegen“, erläutert Dr. Dejan Reljic, der die neue Studie am Erlanger Hector-Center geleitet hat. „Stark Übergewichtige sind aufgrund von körperlichen Einschränkungen auch häufig nicht mehr in der Lage, ein solches Pensum an Aktivität durchzuführen“, ergänzt Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin des Hector-Centers und Sprecherin des Adipositaszentrums des Uni-Klinikums Erlangen. „Einer unser Forschungsschwerpunkte liegt daher darin, innovative Bewegungskonzepte zu entwickeln, die einerseits effektiv sind und einen gesundheitlichen Nutzen mit sich bringen, die gleichzeitig aber auch von Patienten mit chronischen Erkrankungen realisiert werden können“, so Dr. Reljic.
Zweimal 14 Minuten verbessern die Gesundheit
In der aktuellen Studie des Hector-Centers absolvierten 36 stark adipöse Arbeitnehmer mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 40 kg/m2 zweimal wöchentlich ein von Dr. Reljic entwickeltes neuartiges, extrem effizientes Intervallausdauertraining, das pro Trainingseinheit lediglich 14 Minuten dauert. Begleitend dazu erhielten die Studienteilnehmer eine Ernährungsberatung zur Unterstützung der Gewichtsreduktion. In der 12-wöchigen Trainingsphase konnten die Studienteilnehmer nicht nur ihr Körpergewicht signifikant reduzieren, sondern unter anderem auch erstaunliche Verbesserungen von kardiometabolischen Risikofaktoren erzielen. Dazu gehörten eine Reduktion des systolischen Blutdrucks um im Mittel 12 mmHg sowie eine klinisch relevante Steigerung der Herz-Kreislauf-Leistung.
Zudem berichteten die Teilnehmer am Ende des Programms über eine deutlich verbesserte subjektive Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität. „Bereits zweimal 14 Minuten – also knapp 30 Minuten gezielte Bewegung pro Woche –, gepaart mit gesünderer, kalorienreduzierter Ernährung können entscheidend zu besserer Gesundheit, höherem Wohlbefinden und mehr Leistungsfähigkeit beitragen“, so das Resümee des Studienleiters.
Dr. Reljic und Prof. Zopf hoffen nun, dass diese Ergebnisse auch dazu beitragen, Arbeitgeber zu motivieren, künftig mehr in Programme zur Gesundheitsförderung durch Bewegung und ausgewogene Ernährung zu investieren – insbesondere für die Risikogruppen unter den Beschäftigten. Solche Maßnahmen müssen nicht mit einem großen Zeitaufwand verbunden sein, wie die aktuelle Studie zeigt.
Originalpublikation: https://dx.doi.org/10.1186%2Fs12967-020-02592-6.
Hier geht es zur Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Grafik: Christian Dorn, pixabay