Die Liebe retten: Ein besonderer Paar-Ratgeber

Die Liebe retten: Ein besonderer Paar-Ratgeber

Rezension: Felicitas Römer, „In Liebe wachsen und glücklich werden. Beziehungskonflikte als Chance nutzen“

Die Corona-Zeit mit ihren Ausgangsbeschränkungen, Kurzarbeit und Homeoffice-Monaten stellte viele Beziehungen auf eine harte Probe und wirkt nachhaltig belastend. Da prallen Eigenheiten, Wünsche und Erwartungen beider Partner aufeinander … und Konflikte können leicht eskalieren.

Speziell für Paare, die solche Konflikte verstehen und entschärfen möchten, hat Felicitas Römer ihren Beziehungsratgeber „In Liebe wachsen und glücklich werden“ geschrieben. Die systemische Paar- und Familientherapeutin gibt ihren Leserinnen und Lesern Erkenntnisse an der Hand, die helfen, die Wurzeln des eigenen Unwohlseins und Ärgers ebenso zu erkennen wie die der negativen Gefühle bzw. Verhaltensweisen des Partners/der Partnerin. Wurzeln? Ja, denn wenn Paare in den 30-ern, 40-ern oder noch später sich immer wieder in denselben Konflikten verheddern, ist oft in der Kindheit Erlebtes dafür verantwortlich.

(Schwieger-)Mutter, (Schwieger-)Vater, immer dabei

Frühe Bindungserfahrungen, verdeutlicht Römer, prägen Männer wie Frauen dauerhaft. Dabei muss es gar nicht das typische Trauma sein, die Misshandlung, die Vernachlässigung, die später das Beziehungsglück überschattet. Auch liebevolle, das Beste suchende Eltern können häufig nicht jedem Kind geben, was es gerade bräuchte. Manchmal ist auch die Geschwisterkonstellation dafür verantwortlich, dass ein Kind zu kurz kommt. So entwickeln Jungen und Mädchen Strategien, ihre Bedürfnisse doch erfüllt zu bekommen – Strategien, die kurzfristig helfen, langfristig aber belasten können. Und da jeder Partner seinen eigenen Rucksack an Prägungen mitbringt, kann ein Teufelskreis entstehen.

Da ist zum Beispiel Maike, die völlig überreagiert, als ihr Mann Michael kein Brot vom Einkaufen mitbringt. Vorwürfe eines Brots wegen? Das ist sicherlich überzogen, doch Maikes Vater hatte immer Dinge versprochen und dann vergessen – sie fürchtet unterschwellig, ihr Mann werde nun genauso. Michael hingegen reagiert trotz dieser Erklärung zunächst gereizt statt versöhnlich, weil er in seiner Frau die eigene Mutter wiederzuerkennen meint, der ihr Sohn nie gut genug war. Wenn beide solche Zusammenhänge verstehen und neue Wege finden, zu kommunizieren und miteinander umzugehen, haben sie eine gute Chance auf ein erwachsenes, stabiles Miteinander.

Konflikte entknoten und gemeinsam neu starten

Paare, die sich lieben und zusammenbleiben wollten, haben dennoch immer wieder Zoff rund ums Geld, um den (vermeintlich) unzureichenden Einsatz im Haushalt oder um die Kindererziehung. Hinter all dem steckt eine Geschichte, zeigt Felicitas Römer auf. Sie erklärt ausführlich, wann und wie Verhaltens- und Denkmuster in uns angelegt werden. Mit zahlreichen Beispielen und Übungen lädt sie jede Leserin und jeden Leser dazu ein, den eigenen Beitrag zu Partnerschaftskonflikten zu verstehen. Der erste Schritt zum Reifen und damit zum besseren Miteinander ist getan.

Am besten wird der Ratgeber jedoch wirken, wenn beide Partner ihn lesen und jeder für sich sowie gemeinsam an sich arbeiten. Felicitas Römer ermutigt auch dazu, eine Paartherapie in Anspruch zu nehmen. Denn anders als Freundinnen oder Verwandte, bietet der Paartherapeut/die Paartherapeutin den Blick von außen und einen geschützten Raum. Frei von eigenen Interessen geht es darum, für jedes Paar den Weg zu mehr Zufriedenheit zu finden.

In manchen Fällen zeigt sich trotz allem, dass eine Trennung die bessere Lösung ist. Oft finden sich aber auch Ansätze, die Beziehung inniger und harmonischer neu zu gestalten. Welche Rituale dabei helfen können (zum Beispiel regelmäßige Paargespräche nach festen Regeln, Anlegen einer gemeinsamen „Schatzkiste“), verrät Römer ebenfalls. „In Liebe wachsen“ ist ein liebevolles, ermutigendes Buch, das helfen kann, Konflikte zu entschärfen – ohne vermeintliche Patentrezepte und kein bisschen reißerisch. Ein sinnvoller Ratgeber für allgemeine sowie ganz persönliche Krisenzeiten also.

Weiterlesen:

Felicitas Römer: In Liebe wachsen und glücklich werden. Beziehungskonflikte als Chance nutzen. Patmos Verlag; Auflage: 1 (16. September 2019), ISBN-10: 3843611807, ISBN-13: 978-3843611800, EUR 18,00, auch als E-Book erhältlich

Buchtipp: Wenn Alkohol zum Problem wird

Buchtipp: Wenn Alkohol zum Problem wird

Vielen Podologinnen und Podologen ist das Gefühl vertraut: Ein Patient, eine Kollegin, gute Freunde trinken. Nicht nur ab und zu mal, sondern in bedenklichem Maße. Wie kann man damit umgehen? Wie dem anderen helfen – wie sich selbst schützen?

Anregungen dazu gibt Problem: Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit (Stiftung Warentest, 2019 – EBook EUR 14,99, Buch 19,90). Der 176-seitige Ratgeber richtet sich nicht primär an die Patientinnen und Patienten, sondern an diejenigen, die sich um sie sorgen. Die Medizinjournalistin Dr. Christine Hutterer hat es zuerst für Angehörige geschrieben, Ehepartner, Geschwister oder Eltern zu Beispiel. Doch auch Freunde, Nachbarinnen, Kollegen finden wertvolle Anregungen für den Umgang mit der Erkrankung und den Erkrankten.

Entstanden in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Suchtproblematik e.V., liefert der Ratgeber nicht nur relevante Zahlen, Fakten und Kontaktadressen, sondern zudem das Gefühl: Kein Angehöriger ist allein. In einem Land, in dem über 1,7 Millionen Menschen alkoholabhängig sind und weitere 1,6 Millionen mehr trinken, als ihr Körper dauerhaft gut aushält, hat jeder mit diesem Thema zu tun, bewusst oder unbewusst. Alkoholkrank werden übrigens oft besonders sensible, liebenswerte, offene Menschen – wer sie liebt, tut es also aus gutem Grunde und verdient Unterstützung in seinem Kampf gegen die Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit.

Kein Patentrezept, aber viele Handlungsoptionen

Dr. Christine Hutterer nimmt ihre Leserschaft virtuell bei der Hand, informiert über alle Aspekte der Erkrankung und über verbreitete Glaubenssätze und Verhaltensmuster der Betroffenen und Angehörigen. Sie lässt beide Seiten jeweils die eigene Geschichte erzählen, und nicht jede hat ein Happy End. Niemand, so die Kernbotschaft des Ratgebers, kann gegen den eigenen Willen zum Entzug und/oder zur Therapie gezwungen werden. Aber immerhin kann jede und jeder Angehörige etwas dafür tun, nicht selbst an der Krankheit des geliebten Menschen zu zerbrechen.

Hutterer stellt das CRAFT-Modell vor, das Angehörigen hilft, den eigenen Umgang mit der Sucht und dem alkoholkranken Menschen zu reflektieren. Die Leserinnen und Leser erkennen, wie sie mit angemessener Selbstfürsorge, dem Fokus auf einer guten Zukunft ohne die Sucht und bestimmtem Planen und Handeln sich selbst stärken und Patient oder Patientin zur Seite stehen können.

Das Besondere an Problem Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit ist, dass es Mut macht, ohne die Fakten zu schönen. Themen wie „Therapieverweigerung“, „Rückfälle“ und „kontrolliertes Trinken“ spielen durchaus eine Rolle. Manchmal ist für Partnerinnen und Partner auch die Trennung der einzige Weg, selbst gut weiterzuleben – das verschweigt dieser Ratgeber nicht. Viele Freundschaften, berufliche Kooperationen und Beziehungen sterben am Alkohol.

Doch insgesamt ist dieser Ratgeber ein Mutmachbuch. Für die meisten, zeigt er auf, gibt es eine Chance zum Ausstieg, zu dauerhaft mehr Gesundheit, Zufriedenheit und Lebensqualität. Apropos Qualität: Das Lesen ist eine Freude dank der lebendigen Sprache, ansprechenden Bebilderung und der Übersichtlichkeit. Daher eine klare Leseempfehlung für alle, die sich dem Thema aus allgemeinem Interesse widmen … und erst recht für jene, die nah dran sind an Menschen, die zu oft zu viel Alkohol trinken.

Problem: Alkohol. Wege aus der Hilflosigkeit.

Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde von Menschen mit Alkoholproblemen. Info zu Krankheit, Therapie und Hilfe für ein konfliktfreies Zusammenleben.

176 Seiten, Buch
Format: 16,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-747101-11-7

EUR 19,90, EBook: EUR 14,99

Beitragsbild: Michal Jarmoluk @ Pixabay