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Diabetes: Augenschädigungen vorbeugen – so geht’s

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) warnt – Patient*innen gehen zu selten zum Augenarzt

Berlin – Eine diabetische Retinopathie entwickelt sich lange Zeit unbemerkt. Zu Sehstörungen kommt es erst, wenn die Netzhaut des Auges bereits behandlungsbedürftige Schäden aufweist. Regelmäßige Augenarzttermine gehören zu einer leitliniengerechten Diabetestherapie dazu, werden jedoch zu selten umgesetzt, kritisiert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

In Deutschland hat rund jeder Vierte mit Diabetes Typ 1 eine Retinopathie – beim Diabetes Typ 2 ist etwa jeder Sechste betroffen: „In Studien hat sich jedoch gezeigt, dass bereits rund 30 Prozent aller neudiagnostizierten Typ-2-Patienten Veränderungen an der Retina aufweisen“, sagt Privatdozent Dr. med. Klaus Dieter Lemmen, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft „Diabetes und Auge“ der DDG. Umso wichtiger sei es, die vorgesehene augenärztliche Untersuchung bei der Neudiagnose eines Typ-2-Diabetes einzuhalten. „Leider findet diese Untersuchung nur bei einem Drittel aller Patienten statt“, kritisiert Professor Dr. med. Hans-Peter Hammes, Mitglied des DDG Ausschusses „Diabetologe DDG“ und Leiter der Sektion Endokrinologie der Universitätsmedizin Mannheim. Auch nach zwei Jahren Diabetesdauer sei noch immer erst die Hälfte der Patienten einem Augenarzt vorgestellt worden. „Ein wichtiges Zeitfenster für die Behandlung hat sich dann häufig bereits geschlossen“, so der Diabetologe.

Die stille Gefahr für die Sehkraft

Anders als Typ-1 verursacht der Typ-2-Diabetes meist keine auffälligen Symptome. Gleichwohl können hohe Blutzuckerwerte bereits die Augen schädigen. Die Gefäße werden für kleine Blutmengen und Plasmabestandteile „undicht“, es kommt zu Blutungen und Schwellungen vor allem der zentralen Netzhaut (Makula), was zu Sehschäden führen kann. In einem späteren Stadium, der sogenannten proliferativen Retinopathie, kommt es dann zur Neubildung von Blutgefäßen mit Einblutungen in den Glaskörper des Auges und deutlichen Sehbeeinträchtigungen („Rußregen“). „Besonders gefürchtet ist eine durch Narbenbildung verursachte Netzhautablösung, die zur Erblindung führen kann“, so Lemmen, ehemaliger Chefarzt der Augenheilklinik des St-Martinus-Krankenhaus Düsseldorf.  

Die Krankheitsprozesse, die bei einer diabetischen Retinopathie in der Netzhaut ablaufen, kann ein erhöhter Blutdruck beschleunigen. „Menschen, die neben einem Diabetes auch einen Bluthochdruck aufweisen, sollten daher besonders sorgfältig therapeutisch eingestellt und konsequent leitliniengerecht zum Augenarzt gehen“, empfiehlt Hammes. Weitere Risikofaktoren für die Entstehung einer Retinopathie sind eine lange Diabetesdauer, der Tabakkonsum sowie hormonelle Umstellungen in der Pubertät oder während einer Schwangerschaft.

Empfehlung: alle ein bis zwei Jahre screenen

Als besonders starker Risikofaktor für eine rasche Progression einer Retinopathie hat sich eine gleichzeitig bestehende diabetische Nephropathie erwiesen. „Nieren und Augen werden im Verlauf des Diabetes geschädigt, die jeweiligen Mechanismen sind bei Typ 1 und Typ 2 Diabetes möglicherweise unterschiedlich“, erklärt Hammes. Die Augenschädigung gehe der Nierenschädigung jedoch oft voraus.

In der Regel sehen die Leitlinien ein Vorsorge-Screening-Intervall von einem bis zwei Jahren vor. Diese Termine werden jedoch von bis zu 30 Prozent der Diabetespatienten nicht eingehalten. „Damit wird eine Chance vergeben, Netzhautschäden frühzeitig zu erkennen und zielgerichtet zu behandeln, bevor sie nicht mehr rückgängig zu machen sind. Einmal eingetretene Schäden sind kaum reversibel“, mahnt Augenarzt Lemmen eindringlich. Durch eine rechtzeitige Therapie mittels Laserbehandlung, Medikamenteninjektionen und mikrochirurgische Eingriffe könne der Sehverlust bei fortgeschrittener Retinopathie heute in vielen Fällen gebremst oder gar gestoppt werden.

Foto: v2osk auf Unsplash

Literatur:

Hammes HP, Lemmen, KD, Diabetes und Augenerkrankungen, In: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2020. Die Bestandsaufnahme.

Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes, 2. Auflage

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