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Wer mit Typ-2-Diabetes hat das größte Risiko? Präventionspreis für Tübinger Mediziner

Wiesbaden (pm). Rund sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an einem Typ-2-Diabetes mellitus. Viele weitere haben Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes, etwa Übergewicht. Die Identifizierung von noch nicht erkrankten Personen, die ein hohes Erkrankungsrisiko aufweisen und von spezifischen Präventionsmaßnahmen und einer frühen Therapie besonders profitieren würden, könnte viel persönliches Leid ersparen und enorme Kosten für das Gesundheitssystem verhindern. Professor Dr. med. Robert Wagner, Leiter der Endokrinologischen Ambulanz der Universitätsklinik Tübingen konnte entsprechende Typ-2-Diabetes-Risikogruppen festlegen und hat diese Ergebnisse im renommierten Fachblatt Nature Medicine publiziert. Für seine Erkenntnisse erhält er den Präventionspreis 2021. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis verleiht die Deutsche Stiftung Innere Medizin (DSIM) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) alljährlich im Rahmen des Internistenkongresses.

Voraussehen, wer erkranken wird

Diabetes mellitus ist nicht nur in Deutschland, sondern mit fast 500 Millionen Betroffenen weltweit eine sehr häufige Erkrankung. Während es sich bei Typ-1-Diabetes um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist Typ-2-Diabetes häufig eine Folge von Übergewicht und sich daraus ergebenden Stoffwechselproblemen, und oft begleitet von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Doch nicht jeder Mensch, der diese Risiken aufweist, erkrankt zwingend auch an einem Typ-2-Diabetes. Denn viele verschiedene Mechanismen wirken bei der Entstehung der Erkrankung zusammen.

Um Menschen frühzeitig zu identifizieren, die zum einen ein hohes Risiko aufweisen, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, und zum anderen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit schwere, komplikationsträchtige Verläufe entwickeln, untersuchte Professor Dr. med. Robert Wagner, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie und Leiter der Endokrinologischen Ambulanz der Universität Tübingen, die Daten von diabetesgefährdeten, aber noch nicht erkrankten Personen, die in den vergangenen 20 Jahren an der Universität Tübingen erfasst wurden. Anhand von Parametern wie dem oralen Glucose-Toleranztest, Magnetresonanz-Messungen des Körper- und Leberfetts sowie genetischen Testungen konnte sein Team sechs unterschiedliche Cluster identifizieren: In drei Patienten-Clustern war die Wahrscheinlichkeit zu erkranken über die Jahre eher gering, die drei anderen Patientengruppen jedoch zeigten ein hohes Erkrankungsrisiko für Typ-2-Diabetes, inklusive schwerwiegenderer Verläufe und Krankheitsmanifestationen vor allem an Niere und Herz.

Hochrisiko-Gruppe identifiziert

Ein Cluster stach besonders heraus: Diese Patienten entwickelten trotz Risikofaktoren über viele Jahre zunächst keinen Diabetes. Als dieser jedoch eintrat, wiesen die Patienten schon früh nach der Diagnose, und teilweise auch schon vor der Diagnose, schwere und chronische Nierenschäden auf. Die Cluster-Einteilung konnte in einer britischen Studie mit mehreren tausend Teilnehmern bestätigt werden.

„Die Erkenntnisse von Professor Wagner sind von großem Wert, weil sie zukünftig die Möglichkeit eröffnen könnten, individuelle Risiken und Verläufe des Typ-2-Diabetes besser und frühzeitiger einzuschätzen“, sagt Professor Dr. med. Stefan Frantz, der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Innere Medizin. „Sie könnten es beispielsweise möglich machen, auf einzelne Subtypen spezifisch zugeschnittene Überwachungs-, Präventions- und Therapieregime zu etablieren“, ergänzt Professor Dr. med. Georg Ertl, Generalsekretär der DGIM. „Aufgrund dieser wichtigen Arbeit zeichnen wir Professor Dr. med. Robert Wagner mit dem diesjährigen Präventionspreis aus.“

Die Deutsche Stiftung Innere Medizin verleiht gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin den Präventionspreis für die beste aus dem deutschsprachigen Raum vorgelegte Arbeit in deutscher oder englischer Sprache auf dem Gebiet der Primär- und Sekundärprävention innerer Erkrankungen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Zur Studie: Wagner R, Heni M, Tabák AG, Machann J, Schick F, Randrianarisoa E, Hrabě de Angelis M, Birkenfeld AL, Stefan N, Peter A, Häring HU, Fritsche A. Pathophysiology-based subphenotyping of individuals at elevated risk for type 2 diabetes. Nat Med. 2021 Jan;27(1):49-57. doi: 10.1038/s41591-020-1116-9.

Zur Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) e.V.: http://www.dgim.de/

Foto: Sven Bratulic / DGIM

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