37 Prozent der Patient:innen mit Typ-2-Diabetes ist nicht klar, dass sie auf ihre Füße besonders achten müssen. 14 Prozent der Ärzt:innen beurteilen die Schuhversorgung der Menschen, die sie behandeln, als ungenügend. Bei bis zu 14 Prozent der befragten Ärzt:innen achten Risikopatient:innen nicht auf die empfohlenen Untersuchungsintervalle für den Fuß – selbst bei Ulkus oder Amputation in der Vorgeschichte. Das sind drei alarmierende Ergebnisse aus dem GEHWOL Diabetes-Report 2021 bis 2022, der gerade veröffentlicht wurde1 .
Ärzt:innen sehen Potenzial in podologischer Behandlung
Für den GEHWOL Diabetes-Report befragen die Meinungsforschungsinstitute IDS und Insight Health 107 Ärzt:innen und deren 2.793 Diabetespatient:innen. Die Erhebung lief von Juni bis August 2021. Doch nicht alle Umfrageergebnisse gaben Anlass zur Besorgnis. Immerhin scheint sich unter den Ärzt:innen herumgesprochen zu haben, dass die Podologie Amputationen vorbeugen kann. Denn: 86 Prozent betonten, dass eine podologische Versorgung generell bei Erstdiagnose des Diabetes dazu beitragen könnte, die Primär-Prävention zu verbessern. Allerdings wiesen 39 Prozent der Ärzt:innen darauf hin, dass sie die podologische Behandlung nur empfehlen, wenn auch ein Rezeptanspruch besteht. Müssen Betroffene die Kosten hingegen selbst tragen, bleibt die Empfehlung eher aus.
Zahlen, die Anlass zum Optimismus geben
Einige der ermittelten Fakten sprechen dafür, dass es mehr und mehr Menschen mit Diabetes bewusst ist, dass sie auf ihre Füße besonders aufpassen müssen. Denn das diabetische Fußsyndrom sorgt dafür, dass viele ihre Verletzungen oder Hauterkrankungen gar nicht spüren – und da die Wundheilung stark verzögert ist, ist das Risiko für schwere Verläufe und schließlich die Amputation hoch.
Aktuell machen folgende Umfrageergebnisse Hoffnung auf zukünftig sinkende Amputations-Raten unter Menschen mit Diabetes mellitus:
- 46 Prozent der Patient:innen, die an der Umfrage teilhatten, werden aktuell podologisch versorgt.
- 22 Prozent erhalten eine spezielle Schuhversorgung.
- 57 Prozent der Ärzt:innen klären alle Behandelten über Maßnahmen zur Fußinspektion und -Pflege auf, 43 Prozent ausschließlich jene mit erkennbarem Ulkus-Risiko / Risikopatient:innen.
- 79 Prozent der Ärzt:innen sehen eine weitere Chance zur Verbesserung der Prävention auch darin, Angehörige in die Diabetiker-Schulung mit einzubeziehen.
- 91 Prozent von ihnen kontrollieren die Schuhe, 47% aber nicht bei jeder Untersuchung.
- 13 Prozent von ihnen führen ergänzende Maßnahmen zur Bestimmung des Pulsstatus sicherheitshalber auch dann durch, wenn Fußpulse tastbar sind.
- 91 Prozent von ihnen raten vor einer Amputation unbedingt zu einer Zweitmeinung
Im Sinne der Patient:innen bleibt zu hoffen, dass noch mehr Diabetolog:innen, Haus- und andere Ärzt:innen die Fußgesundheit bei allen mit Diabetes besonders im Blick behalten. Mehr Aufklärung, Fußuntersuchungen und Patientenschulungen, ein erleichterter Zugang zu podologischen Behandlungen und der speziellen Schuhversorgung: So könnten Menschen mit Diabetes höchstwahrscheinlich ihre Füße behalten. Ein Leben lang.
1Den GEHWOL Diabetes-Report 2021 bis 2022 finden Sie unter GEHWOL_Diabetes_Report.pdf Grafik: GEHWOL; Foto: Petra Plaum