Wie steht es um die Füße unserer Kinder? Das Thema, Kinderfüße, so klagen Podologen, führe leider ein Schattendasein. Dabei zeigen Studien, dass hier nicht alles im grünen Bereich ist. Demnach haben Kinder im Vorschulalter häufig keine gerade Großzehe mehr! Was läuft hier schief? Und wie können Podologen zur Fußgesundheit der Jüngsten beitragen?
Im Rahmen des österreichischen Forschungsprojekts „Kinderfüße-Kinderschuhe“ wurden im Jahr 2012 insgesamt 858 Kinder in zwölf Kindergärten in ganz Österreich untersucht und auch eine Folgestudie desselben Forschungsteams aus dem Jahr 2018 in Kooperation mit der Krankenkasse Salzburg (GKK) widmete sich der Fußgesundheit der Kinder. Das Resultat beider Studien unter Leitung des Sportwissenschaftlers Dr. Wieland Kunz war alarmierend: Nur bei 24 Prozent der Kinderfüße– stand die Großzehe noch gerade, vier von fünf Kindern hatten also bereits im Kindergartenalter eine schiefe Großzehe – einen Hallux valgus! Die Ursache ist falsches Schuhwerk, so trägt das Gros der Kinder Schuhe, die teils sogar mehrere Größen zu klein sind. Von den in der Studie begutachteten 1898 Schuhen waren 1638 kürzer als es die Schuhgröße hätte erwarten lassen, einige sogar um vier Größen. „86 Prozent der Kinderschuhe sind viel zu kurz produziert … da scheint ein System der Hersteller zu Grunde zu liegen“, sagt Studienleiter Kinz, „vermutlich besteht die Zielsetzung, dass Eltern häufiger neue Kinderschuhe kaufen müssen. Dafür nehmen die Firmen sogar in Kauf, dass die Kinder Fußschäden bekommen.“ 1
Der besorgniserregende Befund gilt nicht nur für Österreich, Untersuchungen zeigen, dass auch 66 Prozent der deutschen Kinder im Vorschulalter die Füße in zu kurze Schuhe quetschen. Das Drama spielt sich unscheinbar ab: Viele Eltern überprüfen die Passform der Schuhe, indem sie ihre Kinder befragen. Dies ist jedoch höchst problematisch, da Kinder bis etwa zum zehnten Lebensjahr wegen eines noch nicht ausgereiften Nervensystems meist gar nicht spüren, wenn ihre Schuhe zu klein sind. Zudem sind die Füßchen noch fettgepolstert und weich und passen sich dadurch dem Schuh an. Zur Passformkontrolle bringt auch die beliebte Methode nichts, vorne auf die Schuhspitze zu drücken, da das Kind den Fuß dabei reflexartig zurückzieht. Auch die „Fersenprobe“, der Test, ob hinten genug Spielraum vorhanden ist, funktioniert nicht: Hier wird das Kind den Fuß automatisch vorne zusammenquetschen, um hinten „Platz zu machen“. Last but not least kann die richtige Größe auch nicht ermittelt werden, indem man den Schuh von außen gegen die Fußsohle hält, da die Innenlänge des Schuhs sich meist deutlich von der Außenlänge unterscheidet. Die Folgen von dauerhaft zu kleinen Kinderschuhen können gravierend sein: Es kann zu Zehenfehlstellungen, Schmerzen im Knöchel und Fehlstellungen der Wirbelsäule kommen – viele dieser Beschwerden beginnen bereits im Kindesalter. Experten empfehlen deshalb dringend, stets auf die Innenlänge von Kinderschuhen zu achten und in Schuhgeschäften oder beim online-shopping auf deren Vermessung zu bestehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass im Schuh die erforderlichen zwölf bis 17 Millimeter Spielraum gegeben sind, so dass die Schuhe mindestens ein halbes Jahr getragen werden können.
Was für Kinderschuhe gilt, sollte im Übrigen auch für Kindersocken gelten. Auch sie müssen dem Fuß ausreichend Platz lassen, am besten sollten die Socken so reichlich bemessen sein, dass sie über vier bis fünf Größen passen. Zudem müssen Kindersocken der Fußform entsprechen und dürfen keinesfalls vorne spitz zulaufen, damit die den Zehen ausreichend Platz haben und nicht von den Socken eingeschnürt werden.
Sie wollen mehr erfahren? Lesen Sie mehr dazu im Beitrag von Christine Preiherr in der Podologie Praxis 3|2023, die am 01.09.2023 erscheint. Sie haben noch kein Abo der Podologie oder PODOLOGIE PRAXIS? Hier können Sie schnell und unkompliziert ein Abo abschließen.
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