„Ein bisschen zu schwitzen, das ist doch ganz normal!“ So oder so ähnlich tun viele Menschen den natürlichen Abkühlungsmechanismus des Körpers ab. Grundsätzlich haben sie mit dieser Einstellung auch recht – in manchen Fällen entwickelt sich im Laufe des Lebens allerdings krankhaftes Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose.
Schwitzen – warum eigentlich?
Wie die Vögel und alle übrigen Säugetiere zählt auch der Mensch zu den homoiothermen, also gleichwarmen, Lebewesen. Das bedeutet,
sein Organismus ist darauf ausgelegt, durchgängig dieselbe Körpertemperatur aufrechtzuerhalten.
In einer kalten Umgebung beginnt er zu zittern, um sich durch Muskelarbeit aufzuwärmen – in warmer Umgebung schwitzt er und nutzt
dabei die Verdunstung der gebildeten Flüssigkeit als Abkühlung.
Damit die Schweißproduktion zum richtigen Zeitpunkt einsetzt und wieder versiegt, ist die Haut von speziellen, temperaturfühlenden Nerven durchzogen. Sie melden dem Gehirn, wenn es um den Körper herum zu warm wird oder wenn die Haut bedingt durch Anstrengung überhitzt. Das Gehirn aktiviert dann wiederum Nerven, die die Arbeit der Schweißdrüsen anregen. Sobald der Körper zur normalen Temperatur zurückgekehrt ist, hört er auf zu schwitzen. Durchschnittlich scheiden die knapp drei Millionen Schweißdrüsen so mehrere Liter Flüssigkeit pro Tag aus.
Hperhidrose – wenn Schwitzen krankhaft wird
Von Hyperhidrose ist in der Medizin die Rede, wenn der Prozess zur Schweißbildung von der Norm abweicht und langfristig ein gesundes Maß überschreitet. Bei Untersuchungen lässt sich klar feststellen, dass diese Schweißmenge nicht für die Regulation der Körpertemperatur notwendig ist – mitunter gibt der Körper (ganz ohne vorherige körperliche Anstrengung) so viel Flüssigkeit ab, dass Tropfen und sogar Rinnsale entstehen. Die Beschwerden treten spontan auf oder werden durch Belastungen wie Stress oder Temperaturwechsel in der Umgebung angestoßen.
Nach derzeitigem Stand der Forschung entwickelt sich eine Hyperhidrose, wenn das vegetative Nervensystem die Schweißdrüsen zu stark oder zu früh stimuliert. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund eine Million Menschen von Hyperhidrose betroffen. Die Dunkelziffer könnte allerdings weitaus höher liegen: Viele Betroffene wagen sich aus Scham und Angst vor Verurteilung nicht in die Arztpraxis.
Verstärktes Schwitzen wird in weiten Teilen der Gesellschaft, und speziell im beruflichen Umfeld, immer noch als Tabuthema betrachtet.
Erfahren Sie mehr im Beitrag von Jenni Graf in der Podologie 3/2023.Sie haben noch kein Abo der Podologie oder PODOLOGIE PRAXIS? Hier können Sie schnell und unkompliziert ein Abo abschließen.
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